Beschreibung
Markus Bamert: Von Nord, von Ost, von West, von Süd – Zur Beeinflussung der Architektur und Ausstattung Schwyzer Herrenhäuser
Gabi Meier Mohamed: Archäologie und Baugeschichte der Burg Hünenberg (Kt. Zug): Ein Zwischenbericht
Von Nord, von Ost, von West, von Süd – Zur Beeinflussung der Architektur und Ausstattung Schwyzer Herrenhäuser
Schwyz besitzt eine Siedlungsstruktur, die wir in dieser ausgeprägten Form nur hier kennen. Rund um den kleinen Flecken Schwyz, bestehend aus Kirche, Rathaus und Hauptplatz liegt ein Kranz von gegen 30 herrschaftlichen Hofstätten. Entlang den Strassen, die sternförmig vom Hauptplatz abgehen, entwickelt sich später das Dorf.
Im 16. Jh. begannen die damals herrschenden Familien in Schwyz ihre Hofstätten zu modernisieren. Im Haus Bethlehem z.B. wird 1544 das Holzhaus angehoben und im Sockelgeschoss aus Stein ein Gartensaal (sala terrena) eingerichtet; hier macht sich der Einfluss Oberitaliens bemerkbar.
Aus dem Köpli-Haus stammen eine ganze Reihe prachtvoller geschnitzter Tür- und Fensterpfosten, die ebenfalls den Einfluss der oberitalienischen Renaissance erkennen lassen; wir kennen allerdings die Schnitzerwerkstatt nicht.
Anfangs des 17. Jh. beginnt die «Versteinerung» des privaten Wohnhauses: das Grosshus (1604), das Ital Reding-Haus (ab 1609) und das Reding-Haus an der Schmiedgasse (ab 1614) entstehen. Die architektonische Spannweite reicht dabei vom spätgotischen Stadtpalast in Anlehnung an den süddeutschen Schlossbau mit markanten Dachaufbauten bis zum mächtigen Palazzo mit Innenhof (Reding-Haus an der Schmiedgasse).
Jedes dieser drei Reding-Häuser besitzt als Hauptzugang ein repräsentatives Portal aus Sandstein. Diese drei Portale weisen bis ins Detail eine grosse Verwandtschaft auf. Durch Vergleiche mit ähnlichen Portalen im Luzernischen ist anzunehmen, dass die Steinmetze aus einer Prismeller Werkstatt stammen (Walser aus dem nordpiemontesischen Valsesia).
Durch die zahlreichen Kontakte der katholischen Orte <cantons> entstanden rege Beziehungen zwischen Schwyz und Luzern, die vermutlich auch der Vermittlung von Architekten, Handwerkern und Kunsthandwerkern aus Luzern nach Schwyz dienten.
Mit der Familie Tobler, die höchstwahrscheinlich aus Solothurn nach Schwyz eingewandert ist, kamen italienische Vorlagen für Täferzimmer nach Schwyz. Exemplarisch zeigt dies der Grosse Saal im Ital Reding-Haus, bei dem das Vorbild Sebastiano Serlios, des italienischen Architekturtheoretikers des 16. Jh., deutlich zu erkennen ist. In den Räumen werden italienische Vorlagen neben solchen süddeutscher Provenienz verwendet und harmonisch kombiniert.
Dadurch werden insbesondere die Reding-Häuser des frühen 17. Jh. zu den schönsten und qualitätvollsten Gebäuden mit den interessantesten Raumausstattungen der Spätrenaissance in der Schweiz.
Archäologie und Baugeschichte der Burg Hünenberg (Kt. Zug): Ein Zwischenbericht
Die Burgruine Hünenberg (Kt. Zug) wurde von 1945–1947 ausgegraben und 1961/62 tiefgreifend saniert. Nach den massiven Eingriffen muss die Befunderhaltung als marginal bezeichnet werden.
Die Nachuntersuchungen, die 2005–2010 stattfanden, förderten dennoch Interessantes zutage. Die mittels mikromorphologischer Analyse untersuchten Schichten illustrieren das Voranschreiten der Bauarbeiten und liefern interessante Aufschlüsse über einen mittelalterlichen Baubetrieb.
Mit der Hilfe von Mörtelanalysen gelang es, die z. T. isoliert stehenden Mauern zu gruppieren und zu einem sinnvollen Grundriss zusammen zu fügen. Die Entwicklung der Anlage lässt sich nun in einem nachvollziehbaren Bauphasenschema fassen.
Der vorliegende Aufsatz stellt lediglich einen Werkstattbericht der laufenden Auswertung dar. Das Fundmaterial kommt hier nicht zur Sprache und ebenso fehlt die breitere Einbettung in den historischen und archäologischen Kontext. Der frühzeitige wissenschaftliche Austausch kommt der Gesamtauswertung aber sicherlich zugute.