Glossar

A

Adel / Noblesse / Nobilità

Als Adel wird die im Mittelalter herrschende soziale Schicht (Stand) genannt. Seine Vorrechte gründete der Adel in erster Linie auf Geburt, erst in zweiter auf Besitz und Leistung. Durch besondere Lebensformen und ein hoch entwickeltes Standesethos hob sich der Adel vom Rest der Bevölkerung ab. Man unterscheidet den mittelalterlichen Adel auf zwei Arten:

1. edelfrei – ministerialadelig:
Zum einen gibt es die Gruppe der Edelfreien, deren Vorfahren frei geboren wurden. Zum zweiten gab es die Ministerialadeligen, deren Vorfahren unfreie Diener und Dienstleute von Fürsten und Königen gewesen waren, und für ihre Dienste geadelt worden waren.

2. hochadelig – niederadelig:
Im Lauf des Mittelalters gab es viele Edelfreie (und vereinzelte Ministerialen), die durch das Ausüben königliche Ämter (Grafen- und Markgrafenämter etc.) sowie durch geschicktes Heiraten aufstiegen und immer mächtiger wurden. Diese edelfreien Adelsgeschlechter stellten dann unter Umständen Herzöge oder gar Könige, aber auch Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte. Man bezeichnet diese Gruppe als Hochadel.

Andererseits gab es viele Edelfreie, deren Besitzstand so schmal war, dass die abstiegen, oft sogar in die Dienste eines Herrn traten und so zu Ministerialen wurden. Diese Adligen bildeten zusammen mit dem Hauptharst der Ministerialen die Gruppe des Niederadels.

Um diesen vielfach gespaltenen Adel zu einigen, propagierten die staufischen Königen das Ideal des christlichen Ritters. Dieses Ideal sollte als gemeinsames Band den gesamten Adel, vom König selbst und den höchsten Reichsfürsten bis hinunter zum kleinsten Ministerialen zumfassen und einigen.

Allod / Franc-Alleu / Allodio

Der Begriff bezeichnete im mittelalterlichen Recht ein Territorium oder ein Grundstück, dessen Eigentümer darüber frei verfügen konnte. Der Besitz war somit nicht an irgendwelche Leistungen bzw. Verpflichtungen des Inhabers gegenüber anderen Personen gebunden.

Dies im Gegensatz zum Lehen, das dem Lehnsnehmer oder Vasallen eben nicht uneingeschränkt gehörte, sondern dem Lehnsherrn.

Kurz: Lehen war nutzbares Eigentum, Allod dagegen war volles Eigentum.

B

Banner / Oriflamme / Vessilio

Heerfahne in den Farben eines Ritters. Um das Banner versammelte sich im Kampf die Kriegerschar des Ritters, die Gleve.

Bastion / Bastion / Bastione

Ein Begriff aus der frühneuzeitlichen Befestigungstechnik: Ein im Grundriss fünfeckiges Werk, das flankierend vor die Wehrmauer oder den Wall vorspringt oder in einer Ecke der Befestigung angelegt wird.

Befestigung / Fortification / Fortificazione

Allgemeine Bezeichnung für Bauwerke aller Epochen (vor- und frühgeschichtliche Wehranlagen, römische Kastelle, mittelalterliche Burgen, neuzeitliche Festungen, moderne Bunkeranlagen), bei denen der wehrhafte Aspekt im Vordergrund steht.

Belagerung / Siège / Assedio

Seit es Befestigungen gibt, die als militärische Stützpunkte dienten, wurden sie im Zuge von Kämpfen belagert. So war das Mittelalter als eine von Fehden und kriegerischem Geist erfüllte Zeit auch eine Zeit vieler Belagerungen von Burgen und Städten.

Die belagerte Burg wurde zuerst mit Bögen, Armbrüsten und Steinschleudern beschossen, bevor die Angreifer versuchten, die Burg mit einem Sturmangriff mit Sturmleitern, Wandeltürmen und Rammen einzunehmen.

Seit dem 14. Jahrhundert wurden zunehmend auch Feuerwaffen eingesetzt. Gelegentlich wurden Bergleute und Mineure zum Tunnelbau oder zum Untergraben von Mauern und Türmen eingesetzt.

Widerstand eine Burg dem Beschuss und dem ersten Sturmangriff, versuchte man, die Burg durch einen Belagerungsring einzuschliessen und die Besatzung auszuhungern.

Sehr wenige Burgen widerstanden einer ernsthaften Belagerung, die meisten Besatzungen ergaben sich bereits nach wenigen Tagen oder Wochen. Oft war gar keine Belagerung nötig, da die meist kleine Besatzung oft durch Verhandlung die Burg übergab.

Die Anzahl der Belagerungen gering. Die allermeisten Burgen wurden niemals angegriffen oder belagert.

Bergfried / Tour Principale / Torre Principale

Der Hauptturm einer Burganlage, der jedoch im Gegensatz zum Wohnturm nicht für eine dauerhafte Bewohnung eingerichtet war.

Italienisch auch: mastio.

Bering / Enceinte / Muro di cinta

Eine andere Bezeichnung für die die Burg umgebende Ringmauer.

Italienisch: cerchia muraria.

Brückenzoll / Péage / Pedaggio

Der Bau von Brücken war schwierig und der Unterhalt teuer. Deswegen gab es eine Gebühr für die Nutzung einer Brücken. Sie war ein Spezialfall des Wegzolls.

Wegzölle wurden im Mittelalter eingeführt, um die Strassen und Brücken durch die Nutzer zu finanzieren.

Burg / Château fort / Castello

Generell bezeichnet der Begriff in seiner weitesten Bedeutung einen in sich geschlossenen, bewohnbaren Wehrbau in Frühgeschichte, Antike und Mittelalter.

Im engeren Sinn bezeichnet der Begriff die mittelalterliche Burg.

Hinsichtlich ihrer Erbauer lassen sich mittelalterliche Burgen unterscheiden in:

– Pfalzen und Reichsburgen
– Landesherrliche Burgen von Fürsten, Herzögen, Pfalzgrafen, Fürstbischöfen, etc.
– Adelsburgen
– Kloster- und Ordensburgen
– Stadtburgen
– Fliehburgen

Burggraben / Fossé / Fossato

Ein Graben ist die einfachste Form der Befestigung. Meistens mit einem dahinter liegenden Wall oder einer Mauer (Bering) kombiniert.

Bei Burgen gab es oft Gräben zur zusätzlichen Verteidigung, entweder um den Bering herum, oder als sog. Halsgraben. Die meisten Gräber waren Trockengräben, Wassergräben waren eher die Ausnahme bei Burgen in flachem Gelände (Wasserburg).

Italienisch auch:  fosso.

Burgkapelle / Chapelle du château / Cappella del castello

Burgkapellen dienten in Burgen als kirchliche Räume für die Besatzung und/oder den Burgherrn.

D

Dienstadel / Ministériel / Nobilità di spada

siehe Ministerialität.

Italienisch auch:  nobilità di toga.

Dienstmann/ Ministériel / Nobilità di spada

siehe Ministerialität.

Italienisch auch: nobilità di toga.

E

Erker / Encorbellement / Sporto

Ein- oder mehrgeschossiger Anbau an der Fassade oder Ecke eines Gebäudes.

Er steigt nicht vom Erdboden auf, sondern wird von Auskragungen oder Konsolen getragen.

Kann als Erweiterung des Wohnraumes dienen (Stubenerker), als Aborterker oder als Chor einer Haus- bzw. Palaskapelle.

Französisch auch: oriel.

Italienisch auch: bovindo, finestra sporgente.

F

Filterzisterne / Citerne / Cisterna

Die Filterzisterne besteht aus einer mit Lehm abgedichteten Kammer im Boden, einem Filterkörper aus Bruchsteinen, Schotter und Sand und dem zentralen Schöpfschacht.

Das vom Dach abgeleitete Wasser läuft durch den Filterkörper und kann nur unten am Schöpfschacht austreten.

Flankierungsturm / Tour flanquante / Torre di fiancheggiamento

Ein Wehrturm, der vor die Ringmauer vorspringt und so die Mauer seitwärts, also flankierend schützen kann.

Flankierungstürme treten in unserer Gegend seit dem frühen 13. Jh. auf.

Meistens sind sie nicht viel höher als die Mauer, aus der sie vorspringen.

Freiherr / Baron / Barone

Ein Angehöriger einer hoch- oder freiadligen Familie. Freiadlig bedeutete, dass die Familie freier Herkunft war.

Dies im Gegensatz zu einer ministerial-adligen Familie, deren Vorfahren aus der unfreien Dienerschicht eines Hochadligen stammten und in den Dienstadel aufgestiegen waren.

Frondienste / Corvée / Corvée

Frondienste waren persönliche Leistungen des Bauern für seinen Grundherrn für eine festgelegte Zahl von Tagen pro Jahr.

Üblich war es etwa, auf den Feldern des Grundherrn zu arbeiten oder Fuhrdienste zu leisten.

Im Lauf des Mittelalters änderte sich der Charakter der Frondienste: Da der Grundherr meist keinen eigenen Gutsbetrieb mehr führte, benötigte er die Frondienste nicht mehr und sie wurden durch Geldabgaben abgelöst.

Fürst / Prince / Principe

Im Deutschen Reich zählten im Spätmittelalter folgende Adlige zu den Reichsfürsten:

– Herzöge,
– Land-, Mark- und Pfalzgrafen.

Als geistliche Fürsten wurden Erzbischöfe, Bischöfe und manche Äbte bezeichnet.
Im Hochmittelalter wählten die Fürsten den König, später war dieses Recht den sieben Kurfürsten vorbehalten.

G

Gaukler / Bateleur / Saltimbanco

siehe Spielleute.

Italienisch auch: giocoliere.

Gleve / Équipe de combat d’un chévalier

Die Kriegerschar eines Ritters zu Pferd und zu Fuss, bestehend aus dem Ritter selbst, seinen Söhnen und Verwandten sowie bewaffneten Knechten und Untertanen.

Grundherrschaft / Seigneurie / Signoria

Als Grundherrschaft bezeichnet man die im Mittelalter übliche Form der Herrschaft von Adeligen über ihre Untertanen.

Zentrum einer solchen Grundherrschaft war oft eine Burg.

Der adelige Grundherr war dabei nicht nur Grundeigentümer (Allod) oder Inhaber eines Lehens, sondern er übte auch Verwaltungs- und Gerichtsrechte aus.

Zentral waren dabei die Verwaltung und Zuteilung der Felder, Äcker und Wälder, die Ausübung der Polizeigewalt und das Recht, über seine Untertanen zu richten.

Die Untertanen waren rechtlich vom Grundherrn abhängig und hatten Abgaben und Frondienste zu leisten.

Die Form des Abhängigkeitsverhältnisses reichte vom reinen Pachtverhältnis über die Hörigkeit bis zur Leibeigenschaft. Damit war die Grundherrschaft eine Herrschaft über Land und Leute.

Aber auch der Grundherr hatte Pflichten zu erfüllen (Treue und Gehorsam gegen Schutz und Schirm): Er musste den Abhängigen wirtschaftliche Grundsicherung und Unterstützung bei Krankheit, Missernten oder Katastrophen gewähren sowie Schutz, z.B. vor Kriegsdienst bieten.

Innerhalb seiner Herrschaft hatte er für den Frieden zu sorgen, Streit zu schlichten oder Friedensbrecher zu bestrafen.

Gusserker / Machikoulis / Bertesca

Auch Maschikuli oder Pechnase genannt. Reihen von Wurfschächten zur vertikalen Bekämpfung von Gegnern am Fuss der Ringmauer oder eines Turmes.

Italienisch auch:  apparato a sporgere (localizzato).

H

Harnisch / Harnois / Armatura

Siehe Rüstung.

Heizung / Chauffage / Riscaldamento

Ohne Beheizung ist nördlich der Alpen ein Gebäude als Wohnbau im Winter schlicht nicht nutzbar. Die Heizung ist deshalb ein entscheidender Aspekt dauerhaft bewohnter Behausungen. Nur Sommerresidenzen und Jagdschlösser waren oft ohne Heizmöglichkeit.

Auf Burgen waren neben den zum Kochen dienenden offenen Herdstellen in bewohnten Raumen offene Kamine mit Rauchhut (Cheminées) allgemein üblich. Diese Heizanlagen waren allerdings nicht sehr effizient, da der grösste Teil der erwärmten Luft durch den Kamin abzog und nur die unmittelbare Umgebung erwärmt wurde. Grosse Räume hatten zwar aufwändige und repräsentative Kamine, konnten aber kaum ausreichend beheizt werden.

Eine wichtige Neuerung des hohen Mittelalters war ab dem 11. Jh. der wesentlich komfortablere Kachelofen. Beheizt wurde die aus Lehm und speziellen, dem Wärmeaustausch dienenden Kacheln aufgebaute Ofenkuppel von einem Nebenraum aus. Damit blieb der erwärmte Raum, Stube genannt, frei von Rauch, Russ und Asche. Dies und die gleichmässige Erwärmung des Raumes trugen sie erheblich zum Wohnkomfort bei.

Seit der Mitte des 14. Jhs. wurden die Ofenkacheln mit plastischem Relief dekoriert und mit gelber oder grüner Bleiglasur versehen. Der Kachelofen wurde zum Prunkstück der Stube.

Eine in Norddeutschland und im Klosterbau weit verbreitete, weiter südlich aber seltene Form der Beheizung war die Fussboden-Heizung. Auch sie beheizte indirekt: Von einem unter dem zu erwärmenden Raum gelegenen Heizraum aus wurde erhitzte Luft durch Heizkanäle unter dem Fussboden geleitet, von wo aus die erwärmte Luft durch verschliessbare Deckelöffnungen in den Raum strömte.

Helmzier / Cimier / Cimiero

Auf den Helm aufgesteckte Verzierung, oft in Form einer Figur, meist in Bezug auf das Wappen des Ritters. Sie sollte helfen, den Ritter auf Turnieren zu identifizieren.

Herold / Héraut / Araldo

Offizieller Bote des Lehnsherr, der als Überbringer von Nachrichten und als Diplomat wirkte.

Er musste auf Tunieren und im Krieg die Ritter identifizieren und kannte deshalb alle Wappen .

Herolde gaben auf Turnieren das Zeichen für den Beginn und das Ende des Kampfes.

Herzog / Duc / Duca

Herzöge waren ursprünglich germanische Heerführer, später Herrscher im Namen des Königs über bestimmte Stammesgebiete (z. B. Bayern oder Schwaben).

Seit dem 13. Jh. waren Herzöge Herrscher über bestimmte Territorien oder Träger des vom König verliehenen Adelstitels, Oberherren über Grafen und Edelherren.

Die Herzogswürde wurde vom König als Lehen vergeben und konnte auch wieder entzogen werden.

Hochadel / Haute noblesse / Alta nobilità

Der Hochadel umfasste Könige, Großherzöge, Herzöge, Landgrafen, Markgrafen und Fürsten und Grafen. Siehe auch Adel.

Hocheingang / Porte d’entrée / Accesso sopraelevato

Eingang in den Bergfried, den Wohnbau oder den Palas, der nicht ebenerdig lag, sondern im Obergeschoss.

Man erreichte diesen Eingang über eine hölzerne Aussentreppe.

Bei Türmen wählte man diese Form vor allem aus Sicherheitsgründen, bei Wohnbauten war die Treppe oft gemauert und repräsentatives Element, das den Besucher direkt in den grossen Saal im Hauptgeschoss führen sollte.

Italienisch auch: accesso in quota.

Höhenburg / Château-fort sur hauteur / Castello d´altura

Eine Höhenburg ist eine auf einer natürlichen Anhöhe (Hügel, Sporn, Kamm, Berg) errichtete Burg.

Im Gegensatz dazu die Niederungsburg (auch Flachlandburg genannt).

Holz-Erde-Burg / Château de terre et de bois / Castello in terra e legno

Zu Beginn des Burgenbaues im Frühmittelalter bestanden meist noch alle Teile einer Burg aus Holz: Der Bering war als Palisade oder als Mauer in Holz-Erde-Konstruktion angelegt. Die Gebäude im Innern der Burg bestanden ebenfalls aus Holz und waren in Pfosten- oder Fachwerkbauweise errichtet worden.

Der seit dem 10. Jh. vermehrt aufkommende Steinbau beschränkte sich lange nur auf die Ringmauer und wenige herrschaftliche Gebäude (Palas). Als sich ab 1200 der Steinbau durchsetzte, traten die Holzburgen in den Hintergrund.

Als Holzburg im engeren Sinn werden besonders diese Anlagen bezeichnet, die noch immer ganz oder weitgehend aus Holz erbaut wurden, als bereits gleichzeitig schon reine Steinburgen angelegt wurden. In vielen Landschaften hielt sich die Holzbauweise zwar noch bis ins 13./14. Jh., besonders in Norddeutschland, sie wurde aber mehr und mehr ein Zeichen für den Niederadel, der sich keine Steinburgen leisten könnte.

Hurde / Hourd / Bertesca

Eine Hurde (von althochdeutsch hürd = Flechtwerk aus Reisern) ist ein nach aussen vorkragender hölzerner und überdachter Wehrgang auf Burg- oder Stadtmauern zur Bekämpfung von Angreifern am Mauerfuss.

K

Kachelofen / Poêle de faïence / Stufa di maiolica

Eine im Mittelalter auf Burgen weit verbreitete Art der Heizung.

Kaiser / Empereur / Imperatore

Der Titel bezeichnet allgemein die ranghöchsten, noch über den Königen stehenden Herrscher. Er leitet sich von dem römischen Staatsmann Julius Caesar ab.

Im deutschen Reich des Mittelalters sahen sich die deutschen Könige in direkter Nachfolge der römischen Caesaren: Die höchste weltliche Macht sei von den Römern auf das deutsche Reich übergegangen. Es wurde deshalb Heiliges römisches Reich deutscher Nation genannt. Der deutsche König liess sich jeweils vom Papst zum Kaiser krönen.

Kamin / Cheminée / Camino

Siehe Heizung.

Kastellburg / Château régulier géométrique / Castello a pianta regolare

Eine Burganlage mit quadratischem oder rechteckigem Grundriss und Rundtürmen in den Ecken.

Derartige Burgen standen meist auf ebenem Gelände und waren von einem Wassergraben umgeben.

Die Kastellburg entstand um 1200 in Frankreich und verbreitete sich in der ersten Hälfte des 13. Jh. in ganz Europa.

Kemenate / Boudoir / Caminata

Die burgenkundliche Literatur des 19. Jhs. bezeichnete damit einen mittels Kamin oder Kachelofen beheizbaren Wohn- und Arbeitsraum in einer Burg.

Heute wird damit in der Regel ein massives, heizbares Steingebäude einer Burg bezeichnet.

Kernburg / Haute-Cour / Rocca

Kern der Burg, in der die herrschaftlichen Wohnbauten und der Bergfried lagen. Sie war durch eine eigene Ringmauer, eigenes Tor, oft auch durch Zwingeranlagen geschützt.

Vor der Kernburg lag die Vorburg.

Kleinadel / Petite noblesse / Nobilità bassa

Siehe Adel.

Knappe / Écuyer / Scudiero

Ritterbürtige junge Leute, die bei einem Ritter das Waffenhandwerk erlernten. Sie begannen ihre Lehrzeit als Page, um als Diener erste Erfahrungen zu sammeln.

Mit 14 Jahren wurden sie vom Priester zu Knappen erhoben. Der Knappe musste nun seinem Herrn beim Anlegen der Rüstung behilflich sein, die Waffen instand halten und die Pferdepflege überwachen.

Auf Kriegszügen und zu Turnieren hatte er ihn zu begleiten und in jeder Beziehung für ihn zu sorgen.

Beim Turnier trug er Helm, Lanze und Schild (davon ihr französischer Name Ecuyer: Schildträger, Schildknappe). Im Kampf hielt der Knappe hinter seinem Herrn, um ihm Hilfe zu leisten, wenn er verwundet wurde, ihm ein anderes Pferd oder eine andere Lanze zu reichen oder die gemachten Gefangenen in Verwahrung zu nehmen.

Hatte der Knappe das 21. Lebensjahr erreicht und sich durch Mut und Treue ausgezeichnet, so empfing er den Ritterschlag.

König / Roi / Re

Die Könige waren die Herrscher der mittelalterlichen Königreiche in Europa (Frankreich, Ungarn, England oder Deutsches Reich).

Könige waren Alleinherrscher, wurden aber manchmal von einem Adelsgremium gewählt (Wahlmonarchie); anderswo wurde der Titel vererbt (Erbmonarchie).

L

Landvogt / Bailli / Landfogto

Herrschaftlicher, meist adliger Beamte des Mittelalters und der frühen Neuzeit, der als Vertreter eines Feudalherrschers in einem bestimmten Gebiet regiert und richtet.

Er hat den Vorsitz im Landgericht und er muss die Landesverteidigung organisieren. Im Krieg führte er das Lehensaufgebot des Landes.

Der Machtbereich eines Landvogts und sein Amtssitz (meist eine landesherrliche Burg) werden als Landvogtei bezeichnet.

Lehen / Fief / Feudo

Im Mittelalter ein Land, ein Recht oder ein Amt, das der Lehensherr dem Lehensmann (Vasall) verlieh. Siehe Lehenswesen.

Lehenswesen / Féodalité / Sistema feudale

Das Lehenswesen war die Grundlage der hochmittelalterlichen Gesellschaftsordnung in unserem Raum. Sie war ein wichtiger Aspekt adeligen Lebens.

Der Lehnsherr, welcher der rechtliche Eigentümer von Grund und Boden oder bestimmter Rechte war, verlieh diese dem Lehnsempfänger (Vasall) auf Lebenszeit.

Dafür musste der Lehnsempfänger dem Lehnsherrn persönliche Dienste leisten. Dazu gehörten z.B. für den Lehensherrn in den Kampf zu ziehen. Beide verpflichteten sich zu gegenseitiger Treue: Der Lehnsherr zu Schutz und Schirm, der Lehnsempfänger zu Rat und Hilfe.

Oberster Lehnsherr war der jeweilige oberste Landesherr, König oder Herzog, der Lehen an seine Fürsten vergab. Diese konnten wiederum Lehen an andere Adelige vergeben, die sich von ihnen belehnen lassen wollten und oft in der Adelshierarchie unter dem Lehnsgeber standen.

Lehen waren Besitz des Vasallen, der diesen nutzen durfte. Bald schon waren viele Lehen nicht mehr auf Lebenszeit, sondern vererbbar. In der Folge konnte man sie nicht nur vererben, sondern auch verpfänden oder verkaufen.

Eine normale adelige Grundherrschaft setzte sich meist aus Lehensgütern und aus Eigengut (Allod) zusammen.

Leibeigenschaft / Servage / Servitù della gleba

Eine im Mittelalter weit verbreitete persönliche Abhängigkeit von Bauern von ihrem Grundherren.

Die leibeigenen Bauern bewirtschafteten Höfe, die ihren Grundherren gehörten, und mussten dafür Pacht (Gült) zahlen. Daneben waren sie zu Frondiensten verpflichtet und mussten, sofern der Grundherr aus dem Klerus stammte, ihm einen Zehnt leisten.

Der Umfang der Dienste war im Gegensatz zur Sklaverei begrenzt und genau festgeschrieben. Ausserdem durften Leibeigene, im Gegensatz zu Sklaven, Privateigentum besitzen, wenn auch keine Immobilien.

Italienisch auch: servo della gleba.

M

Maschikuli / Mâchicoulis / Apparato a sporgere (continuo)

Siehe Gusserker.

Ministeriale / Ministériel / Ministeriale

Angehöriger einer dienstadligen Familie, deren Vorfahren einst unfreie Diener eines Hochadligen, eines Königs oder eines geistlichen Fürsten gewesen waren, und die von ihren Herrren in den Adel erhoben worden waren.

Der Begriff der Ministerialität steht im Gegensatz zum Freiadel bzw. dem Freiherrn. Anderer Begriff ist Dienstadel bzw. Dienstmann

Minne / Amour courtois / Amor cortese

Ein durch Gedichte, Lieder (Minnesang) und Romane in der Ritterschaft weit verbreitetes Ideal von Liebe und Zuneigung zwischen einem Ritter und der von ihm verehrten Dame.

Dabei diente der Ritter seiner Dame, unterwarf sich unter ihren Willen und warb um ihre Gunst.

Die Minne wurde so zentral für die romanisch geprägten Ritterkultur des Mittelalters.

Minnesänger / Troubadour / Trovatore

Minnesang nennt man die hoch ritualisierte Form der gesungenen Liebesdichtung, die der Adel im hohen Mittelalter pflegte.

Verbreitet wurden diese Lieder durch Minnesänger, die ihre Lieder an Festen vortrugen und teilweise von Burg zu Burg zogen.

Italienisch auch:  poeta cantore.

Mittelalter / Moyen age / Medioevo

Zeit zwischen der Antike und der Neuzeit, zwischen 500 und 1500.

Man unterscheidet das
– Frühmittelalter (500-1000),
– das Hochmittelalter (1000-1250/1300) und
– das Spätmittelalter (1250/1300-1500).

Das Hochmitttelalter war die Blützeit des Rittertums.

Motte / Motte / Motta

Eine Motte (oder Turmhügelburg) ist ein vorwiegend in Holzbauweise errichteter Burgtyp, dessen Hauptmerkmal ein künstlich angelegter Erdhügel mit einem turmförmigen Gebäude ist.

Dies ist meist die Kernburg, während am Fuss des Hügels die Vorburg lag.

Die meisten Motten sind Niederungsburgen.

Die ersten Motten entstanden um 1000. Bis um 1200 war der Typ weit verbreitet, dann wurde er von gemauerten Burgen abgelöst.

N

Niederadel / Petite noblesse / Piccola nobiltà

siehe Adel.

Niederungsburg / Château fort basse terre / Castello di pianura

Burganlage im flachen Land, meist von einem Wassergraben umgeben. Gegensatz zu Höhenburg.

O

Obergaden / Étage supérieur / Sovrastruttura lignea

Steinerne Wohnbauten hatten oft ein oberstes Geschoss aus Holz, das manchmal vorkragte, also breiter als der Steinbau war. Man nennt diesen hölzernen Oberbau auch Obergaden.

Oekonomiebauten / Les bâtiments économiques / Edifici accessori

Eine Burg war auch ein Landwirtschafts- und Handwerksbetrieb. Dementsprechend gab es, meist in der Vorburg, Bauten für diese Nutzungen: Scheunen, Ställe, Speicher, Schmiedewerkstätten usw. Man spricht zusammenfassend von Ökonomiebauten.

P

Page / Page / Paggio

Junge in der ersten Phase der Ausbildung zum Ritter, zwischen 7 und 14 Jahren alt.

Palas / Grande salle / Palazzo

In Pfalzen und einigen Hochadelsburgen gab es einen Palas oder Saalbau, ein repräsentatives Gebäude, dessen wichtigster Raum ein grosser Saal war, der die gesamte Fläche des Obergeschosses einnahm.

Dies im Gegensatz zum Wohnbau, dem repräsentativen Wohngebäude in der normalen Adelsburg, in dem verschiedenste Räume und Funktionen unter einem Dach vereint waren.

Italienisch auch: palatium.

Pechnase / Bretèche / Bertesca

Siehe Gusserker.

Italienisch auch: apparato a sporgere (localizzato).

R

Ringmauer / Enceinte / Muro di cinta

Die Mauer, welche die Burg umgibt. Sie wird auch Bering genannt.

Italienisch auch: cinta muraria, muro perimetrale.

Ritter / Chevalier / Cavaliere

Im frühen Mittelalter waren Ritter schwer bewaffnete Reiter im Dienste des Königs oder eines Adligen.

Im hohen Mittelalter bildeten die Ritter einen eigenen Stand innerhalb des Adels, in den man durch die Schwertleite aufgenommen wurde.

Rodung / Défrichage / Disboscamento

Im Mittelalter waren grosse Gebiete mit riesigen Wäldern bedeckt.

Durch das Fällen von Bäumen und Entfernen von Buschwerk entstanden Rodungen, in denen sich Menschen ansiedeln und den Boden bebauen konnten.

S

Schartenfenster / Jour en archère / Finestra passaluce

Im Burgenbau der Frühzeit meist kleine schlitzförmige Öffnung im Mauerwerk, die sich nach innen erweitern und zur Belichtung und Belüftung der dahinter liegenden Räume dienten.

Scharwachtturm / Echaugette / Garitta

Auf eine Bastionsspitze, Mauer- oder Gebäudeecke gesetztes Erkertürmchen, meist über einer Konsole auskragend.

Es diente der Beobachtung des Vorfeldes, war aber oft auch Bedeutungsträger (Herrschaftssymbol).

Schiessscharte / Meurtrière / Feritoia

Ein schmales Fenster in der Mauer, im Gegensatz zum Lichtschlitz speziell für den Gebrauch von Schusswaffen angefertigt.

Schiessscharten sollen innen Platz für den Schützen bieten, diesen gegen aussen aber schützen und ein gutes Schussfeld bieten.

Das trifft auf viele Schiessscharten nicht zu. Sie haben dementsprechend keine praktischen Funktionen, sondern demonstrieren symbolisch die Wehrhaftigkeit der Burg.

Schloss / Château / Castello

Schloss meint im allgemeinen einen Adelswohnsitz der Neuzeit (Renaissance und Barock), der zwar wie die mittelalterliche Burg noch Zentrum einer Herrschaft ist, aber nicht mehr als Festung dient, sondern in erster Linie bequem, prächtig und luxuriös sein soll.

Allerdings gibt es auch befestigte Schlösser! Die Abgrenzung zwischen Burg und Schloss ist oft unscharf.

Schwertleite / Adoubement / Addobbamento

Mit der Schwertleite (auch Ritterschlag genannt) wurde der Knappe in den Ritterstand erhoben.

Nach einem Treueschwur des Knappen wurde er mit dem Schwert leicht an den Schultern berührt und erhielt Schwert, Schild und Helm, manchmal auch ein eigenes Pferd.

Sodbrunnen / Puits / Pozzo (di falda)

Ein Sodbrunnen ist ein in den Untergrund abgetiefter und mit Holz oder öfter Mauerwerk ausgekleideter Schacht, der bis ins Grundwasser hinunterreicht.

Aus dem Sodbrunnen wird Trinkwasser geschöpft.

Sperrbalken / Poutre de verrouillage / Sbarra d’una porta

Burgtore wurden oft auf der Innenseite mit schweren Sperrbalken geschützt, die in Kanälen in der Mauer lagen, bei geschlossenen Torflügeln herausgezogen werden konnten und auf der Gegenseite in die Raste eingelegt wurden.

Spielleute / Gens du voyage / Poeta vagante

Sammelbegriff für Gaukler, Jongleure, Musikanten, Schauspieler, Artisten und Dompteure.

Sie gehörten zu den Fahrenden. Ihre Tätigkeiten zählten zu den unehrlichen Berufen und sie wurden oft diskriminiert, da Vergnügungen als Werk des Teufels galten. Um besser anerkannt zu werden, organisierten sie sich als Bruderschaften oder „Königreiche“.

Italienisch auch: musici, sonatori.

Stube / Pièce / Stanze

Ein im Vergleich zum Saal viel kleinerer, beheizbarer Wohnraum in der Burg (aber auch im Bauernhaus und im städtischen Bürgerhaus).

Meist bestand die Heizung aus einem Kachelofen, der vom Gang aus angefeuert wurde, so dass die Stube auch rauch- und russfrei war.

T

Tankzisterne / Citerne / Cisterna

Mit Lehm oder Ton abgedichtete unterirdische Kammer, in die das Wasser von einer Quelle oder als Regenwasser von den Dächern gesammelt wurde.

Wichtig ist, dass das Wasser kühl und dunkel gelagert wird, damit sich keine Algen bilden.

Torgraben / Fosse devant la porte

Der Befestigungsgraben vor dem Burgtor. Über eine Torbrücke mit Zugbrücke konnte man über den Graben zum Tor gelangen.

Turmburg / Tour isolée / Castello torre

Eine Turmburg ist eine kleine, oft von einem Ministerialen erbaute Burg, die im wesentlichen aus einem Wohnturm bestand, der manchmal noch von einer Ringmauer umgeben war.

Französisch auch: maison-tour.

Turnier / Tournoi / Torneo

Ritterliches Kampfspiel im Mittelalter, eine Mischung aus militärischer Übung, Zurschaustellung von Kraft, Macht und Reichtum, Sportveranstaltung und Volksfest.

Turnierte dauerten meist mehrere Tage. Das Lanzenstechen der Ritter galt als Höhepunkt eines Turniers, daneben wurden aber auch Wettkämpfe im Bogenschiessen, Ringen und Schwertkampf ausgetragen.

V

Vogt / Bailli / Balivo

Vom lateinischen „Advocatus“. Ein Vogt ist ein herrschaftlicher, meist adliger Beamter des Mittelalters, der als Vertreter eines Feudalherrschers in einem bestimmten Gebiet in dessen Namen regiert und richtet.

Er hat den Vorsitz im Landgericht und er muss die Landesverteidigung organisieren.

Im Krieg führte er das Lehensaufgebot des Landes. Der Machtbereich eines Vogts und sein Amtssitz (meist eine Burg) werden als Vogtei bezeichnet.

W

Wappen / Armoiries / Stemma

Zur Unterscheidung untereinander führte jede Adelsfamilie im Mittelalter ein Zeichen auf Helm und Schild, das oft auf den Familiennamen Bezug nahm oder ein mächtiges Tier darstellte.

Wasserburg / Château à douve

Eine Burg, die von Wasser umgeben ist, sei das ein Wassergraben, ein Weier, ein See oder ein Fluss.

Wegzoll / Péage / Pedaggio

Wegzölle wurden im Mittelalter eingeführt, um die Strassen und Brücken durch die Nutzer zu finanzieren. Da alle Überlandstrassen unter königlichem Schutz standen, waren Wegzölle Lehen des Königs.

Wehrgang / Merlon / Cammino di ronda

Meist mit Holz gedeckter Gang auf der Innenseite einer Burg- oder Stadtmauer. Hier konnten sich die Verteidiger geschützt durch Zinnen und Brüstung hin und her bewegen.

Wirtschaftsbauten / Communs / Edifici accessori

siehe Ökonomiebauten

Wohnbau / Logis seigneurial / Edificio residenziale

Repräsentatives Wohngebäude, in dem alles unter einem Dach vereint war. Es war zwei- bis maximal drei geschossig, wobei im Erdgeschoss Wirtschaftsräume lagen, während die herrschaftlichen Wohnräume, Rittersaal, Stube (–> Kemenate) und Schlafkammern im Obergeschoss zu finden waren. Oft wird dieses Gebäude als –> Palas bezeichnet.
In der neueren Burgenforschung hat es sich aber durchgesetzt, nur dann von einem Palas zu sprechen, wenn es sich um einen –> Saalbau handelt.

Italienisch auch:  palatium

Z

Zinne / Merlon / Merlo

Pfeiler auf der Brüstung des Wehrganges. Hinter diesen konnte man bei einem Angriff in Deckung gehen.

Zisterne / Citerne / Cisterna

Zisternen sind unterirdische Hohlräume, in denen Regenwasser bzw. Dachwasser gesammelt und aufbewahrt wird.

Sie werden dort errichtet, wo es keinen Zugang zu Grundwasser gibt, zum Beispiel auf Höhenburgen.

Tankzisternen sind offene Höhlräume, die manchmal mit Gewölben schliessen. Das Wasser wird über Öffnungen in der Decke entnommen.

Bei Filterzisternen sind die Hohlräume mit Sand gefüllt, der als Speichermedium und als Filter dient.

Bei diesem Zisternentyp gibt es in der Zisternenmitte meist einen gemauerten Schöpfschacht.

Zugbrücke / Pont-levis / Ponte levatoio

Eine bewegliche Brücke, die über einen Graben zum Burgtor führt.

Sie kann mit Hilfe einer mechanischen Vorrichtung hochgeklappt werden.

In hochgeklapptem Zustand schützt sie zweifach: Zum einen verschliesst sie die Toröffnung, zum anderen gibt es keinen Übergang über den Graben.

Zwinger / Lice / Antemurale

Der Zwinger einer Burg verstärkt den Schutz der Burg.

Es ist ein der Kernburg oder dem Haupttor vorgelagerter Bereich mit einer äusseren Ummauerung und Tor.