Beschreibung
Maja Widmer: Mittelalterliches Fundmaterial aus der Stadt St. Gallen – Die Ausgrabungen in der Kirche St. Laurenzen von 1967 und 1976
Renata Windler: Keine Geschossspitze, sondern Webstuhlteil – Zum Nachweis eines Trittwebstuhls auf der Burg Alt-Lägern (Kanton Zürich)
Mittelalterliches Fundmaterial aus der Stadt St. Gallen – Die Ausgrabungen in der Kirche St. Laurenzen von 1967 und 1976
Bei den Ausgrabungen im Schiff und in den seitlichen Annexbauten der Kirche St. Laurenzen in St. Gallen wurde neben Baustrukturen auch umfassendes archäologisches Fundmaterial gefunden. Für die Stadt St. Gallen und die Ostschweiz ist die Aufarbeitung dieses Fundmateriales von Bedeutung, weil bisher kaum publiziertes Material aus dem Mittelalter zur Verfügung stand.
Die älteste urkundliche Erwähnung von St. Laurenzen fällt ins Jahr 1166. Darin werden die Vogteirechte über das Kloster St. Gallen einschliesslich der klostereigenen Kirchen festgehalten. Insgesamt lassen sich für St. Laurenzen 5 Bauphasen fassen, die von einer Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor über eine einfache Saalkirche zum gotischen Bau führen.
Entgegen bisheriger Ergebnisse kann für St. Laurenzen nicht erwiesen werden, dass alle drei Stadtbrände von 1215, 1314 und 1418 zur Zerstörung und anschliessenden Neubauten geführt haben. Fassbar wird eine Brandkatastrophe durch flächige Brandrötungen am Gehniveau und den anschliessenden Mauern sowie den Reparaturmassnahmen nur gerade für Bau 2. Ein Zusammenhang mit dem Stadtbrand von 1314 kann aufgrund der historischen Quellen nicht eindeutig nachgewiesen werden.
Die Gefässkeramik von St. Laurenzen zeigt neben einigen Sonderformen und Sonderentwicklungen einen Querschnitt durch spätmittelalterliches Fundmaterial. So sind in den Schichten des 14. Jh. Dreibeintöpfe, Schüsseln, Töpfe, Bügelkannen und wenige Einzelobjekte wie Flasche mit Luftloch oder Aquamanile vertreten. Hervorzuheben ist die Datierung von Töpfen mit kantig abgestrichenem Trichterrand für das 13. Jh., das späte Einsetzen oder die ausgesprochen lange Lebensdauer von Töpfen mit Lippenrändern und das vollständige Fehlen von Töpfen mit Leistenrändern. Technische Erneuerungen sind mit der Glasur im 14. Jh. zu fassen.
Für die Ofenkeramik konnte bei den Becherkacheln eine Entwicklung und Standardisierung zu schräg abgestrichenen Randformen mit einer Innenkehle beobachtet werden. Die Napfkacheln führen diese Entwicklung fort. Neben wenigen Objekten aus Glas und Metall fand man in St. Laurenzen auch Lavez. Es handelt sich dabei um Fragmente von sieben Töpfen mit unterschiedlichen Durchmessern der Oeffnung. Es lassen sich von Hand eingeritzte Rautenmuster sowie durch Drechseln angebrachte Rillenverzierungen an der Aussenseite fassen.