Beschreibung
Urs Lendenmann: Ludwig Tress – Bauleiter des Burgenvereins und Künstler
Werner Bellwald / Jakob Obrecht: «…wechterheuslin hat ess in disen felsen gehouwen…» Der «fluchtburgartige» Wachtposten von Marungglii bei Albinen (Territorium Gemeinde Leuk/VS)
Ludwig Tress – Bauleiter des Burgenvereins und Künstler
Für die Restaurierung der Ruine Jörgenberg im Bündner Oberland suchte der Burgenverein 1930 einen Bauleiter. Ludwig Tress aus Deutschland, geboren 1904 in Darmstadt, war damals seit einigen Monaten wegen der Wirtschaftskrise arbeitslos und besass bereits Erfahrung in der Restaurierung von Burgen und Schlössern. Er wurde sofort eingestellt und wirkte 1930 – 1932 bei der Restaurierung von mehreren Burgen mit: Jörgenberg (GR), Farnsburg (BL), Ruine Pfeffingen (BL), Hohentrins (GR), Ruine Schenkenberg (AG), Turm von Santa Maria di Calanca (GR) und der Ruine Wartau (SG). Er war ein energischer und streitbarer junger Mann. Mehrfach wurde über Auseinandersetzungen mit Unternehmern berichtet, welche mit den Renovationen beauftragt waren. Ludwig Tress interessierte sich auch brennend für Geschichte und führte unbeauftragte archäologische Ausgrabungen durch.
In der Gemeinde Wartau, wo er 1932 die Restaurierung der Burgruine leitete, ist er auch heute nach gut 90 Jahren unvergessen. Dies ist einem Streich gedankt, den er der lokalen Bevölkerung spielte. Er fingierte den Fund eines goldenen Kegelspiels, welches gemäss der Sage bei der Burgruine vergraben sein sollte.
Für Ludwig Tress wurde Kunst immer wichtiger. Er malte in seiner Freizeit und liess im Wartau eine Schachtel mit Bleistift-, Farbstift- und Tuschzeichnungen, Aquarellen und Ölbildern zurück. Danach verlor sich seine Spur. Gemäss Erzählungen sei er nach Deutschland zurückgekehrt und im Russlandfeldzug ums Leben gekommen.
Tatsächlich wohnte Ludwig Tress bis 1935 in Schaan (Liechtenstein) und betrieb ein Geschäft für Spielwaren und Holzkunst. Anschliessend heiratete er in Gehlberg (Thüringen, Deutschland) eine Fabrikantentochter. Das Paar hatte zwei Kinder, aber die Ehe wurde 1956 geschieden. Unmittelbar darauf heiratete Ludwig Tress wieder. Trotz drei Kindern hielt auch die zweite Ehe nur kurz.
Von seinem späteren künstlerischen Schaffen ist ein Flügelaltar in der Bergkirche Gehlberg von 1952 und ein Wandbild des heiligen Laurentius von 1958 in Schweina (Thüringen) bekannt. Gestorben sei Ludwig Tress wohl um 1972.
«…wechterheuslin hat ess in disen felsen gehouwen…» Der «fluchtburgartige» Wachtposten von Marungglii bei Albinen (Territorium Gemeinde Leuk/VS)
Abseits der bekannten Burgen und Schlösser existieren im Gelände Kleinanlagen verschiedener Zeitstellung. Bei Albinen oberhalb Leuk VS liegt versteckt in einem Wald, an einem Fels klebend, eine Kleinstanlage von ca. 2 auf 3 m und um die 4 m Höhe. Sie war bislang nur der lokalen Bevölkerung geläufig und soll nun unter dem Patronat des örtlichen Kulturvereins «Altes Albinen plus» erforscht werden. Das bisher als «Räuberhöhle» gehandelte Objekt erinnert an eine kleine Fluchtburg, dürfte aber einen militärischen Beobachtungs- und Verteidigungs- bzw. Sperrposten darstellen. Zwei davon sind am nahen Gemmipass bereits erfasst, offenbar Elemente eines bisher unbekannten Dispositivs an einem der Einfallstore ins Wallis. Diese und weitere Vergleichsbespiele bei Lukas Högl (1986) legen, unterstützt durch chronikalische Abbildungen und zeitgenössische Berichte, eine Datierung ins 15./16. Jh. nahe. Doch steht die Untersuchungskampagne am Objekt mit naturwissenschaftlichen Daten noch aus.