Beschreibung
Iris Hutter: Schloss Altenklingen – ein Werkstattbericht aus der Burgen und Schlossforschung
Harald Derschka: Die Abtei Reichenau und der Thurgau
Martin Peter Schindler: Der schildförmige Anhänger von Degersheim SG, Bubental
Schloss Altenklingen – ein Werkstattbericht aus der Burgen- und Schlossforschung
Das Schloss Altenklingen bei Märstetten im Thurgau wird von der Autorin im Rahmen eines Dissertationsprojektes an der Universität Zürich erstmals bauarchäologisch untersucht werden. Die drei untersuchten Anlagen – die Ruine Altenburg, die Burg Klingen und das Schloss Altenklingen – sind gänzlich verschieden, auch in Bezug auf die Möglichkeit ihrer Untersuchung. Die Ruine Altenburg wurde 2014/15 letztmals archäologisch untersucht und kann im Rahmen der Dissertation ausgewertet werden. Die Burg Klingen, wohl eine hochmittelalterliche Ersatzanlage für die Ruine, wurde rund 600 Meter entfernt der Altenburg errichtet. Von der Burg Klingen gibt es bis heute kein Zeugnis. Das Schloss Altenklingen hingegen besteht noch. Es befindet sich in Privatbesitz und wurde bisher nicht genauer untersucht. Im Rahmen der Dissertation wird es möglich sein, das Schloss erstmals systematisch zu dokumentieren.
Die Abtei Reichenau und der Thurgau
Für 2024 plant das Land Baden-Württemberg eine Landesausstellung anlässlich des 1300. Gründungsjubiläums der Abtei Reichenau. Reichenau ist Teil des UNESCO-Welterbes, dank einer karolingerzeitlichen Grosskirche, einem einzigartigen ottonischen Wandbilderzyklus und einer Reihe von Handschriften, die zu den Spitzenleistungen der mittelalterlichen Buchkunst zählen.
Dabei darf man nicht vergessen, dass Reichenau für die Nordostschweiz, zumal für den Thurgau, denselben Stellenwert besitzt wie für Südwestdeutschland: Das Thurgauer Unterseeufer mit Teilen des Seerückens und einige Gebieten um Frauenfeld gehörten zur Reichenauer Niedergerichtsherrschaft. Weit über den Thurgau hinaus finden sich Reichenauer Lehen, meist landwirtschaftliche Nutzflächen, daneben aber auch Burgen mit Herrschaftsrechten. Reichenau war also in der Ostschweiz durchaus ein Machtfaktor.
Der schildförmige Anhänger von Degersheim SG, Bubental
Der Einzelfund stammt von Bubental (Degersheim SG). Das Stück aus Buntmetall ist stark beschädigt und korrodiert. Es besitzt die Form eines mandelförmigen Schildes, ist auf der Schauseite vergoldet und zeigt fragmentarische Ornamente. Die internationale Recherche ergibt eine Liste von nur 11 vergleichbaren Anhängern. Die Form geht auf reale Reiterschilde zurück. Ihre Datierung reicht vom späteren 12. bis ins fortgeschrittene 13. Jh. Der Typ wurde durch Anhänger in Form von Dreieckschilden abgelöst, welche im 13. und 14. Jh. häufig waren.
Das nur fragmentarisch erhaltene Wappen des Bubentaler Stücks wird als dreilätzige Fahne bzw. als Gonfanon interpretiert. Das führt direkt zum Adelsgeschlecht der Grafen von Tübingen, von Montfort und von Werdenberg.
Der Nachweis des Wappens der «Grafen von der Fahne» weckt Assoziationen zur Geschichte der Abtei St. Gallen und des Toggenburgs. Ein Zusammenhang zwischen dem Verlust des Stücks und den historisch überlieferten Ereignissen ist möglich, aber nicht beweisbar.
Vom St. Galler Kantonsgebiet sind noch drei weitere mittelalterliche Pferdegeschirranhänger bekannt: Ein durchbrochener runder Anhänger von der Procha Burg (Wartau SG), und zwei Anhänger in Form eines Dreiecksschilds von der Alttoggenburg (Kirchberg SG) und der Neutoggenburg (Oberhelfenschwil SG).