Beschreibung
Lukas Högl: Fussbodenheizungen auf zwei Bündner Burgen – und damit zusammenhängende bauliche Aspekte der Burg Belfort
Stefanie Steiner-Osimitz: Der Plantaturm im Kloster St. Johann in Müstair (Val Müstair GR)
Fussbodenheizungen auf zwei Bündner Burgen – und damit zusammenhängende bauliche Aspekte der Burg Belfort
Reste von Kanälen im Mauerwerk des dritten Geschosses der Burgruine Belfort GR (1229-1233) wurden vorerst als Entwässerungsrinnen einer Wehrplattform interpretiert. Zusammen mit ergänzenden Befunden im zeitlich ähnlichen Bestand der Burgruine Ober-Ruchenberg GR sieht die heutige Interpretation die fraglichen Bruchstücke als Reste einer Fussbodenheizung.
Durch diese Kanäle strömte der heisse Rauch ähnliche einem Kamin nach aussen. Die Rauchkanäle im Fussboden waren mit dünnen Steinplatten abgedeckt; diese erwärmten sich beim Durchströmen der heissen Rauchgase aus einem Ofen, der sich vermutlich im darunter liegenden Geschoss befand.
Mangels vergleichbarer Befunde bleibt vorderhand ungewiss, ob es dazu Vorstufen gegeben hat. Dagegen scheint die Anlage von Belfort das Ende der Technik von Fussbodenheizungen auf den Bündner Burgen anzuzeigen, da sie bereits nach etwa 10 Jahren (um 1244) aufgegeben wurde und gleichzeitig (allerdings in einem anderen Raum) ein Kachelofen nachgewiesen ist.
Der Plantaturm im Kloster St. Johann in Müstair
Das Kloster St. Johann in Müstair zählt seit 1983 zum UNESCO Welterbe. Dies nicht nur wegen der hervorragend erhaltenen Fresken in der Klosterkirche, sondern auch wegen seines Gebäudeensembles. Dazu zählt auch der sogenannte «Plantaturm» nördlich der Kirche.
Lange Zeit galt der Plantaturm aufgrund seines Innenausbaus, der in weiten Teilen aus der Zeit der Äbtissin Angelina Planta (reg. 1478-1510) stammt, als Bauwerk aus der Zeit um 1500.
Dank der archäologischen Grabungen und Bauuntersuchungen im 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist es nachgewiesen, dass es sich stattdessen um den ältesten, im Aufgehenden fast vollständig erhaltenen Wohn- und Wehrturm aus der Zeit um 960 handelt.
Vom Baubestand aus ottonischer Zeit ist praktisch das gesamte Mauerwerk mit den eingelegten hölzernen Ringankern vorhanden.
Der heute noch vorhandene Innenausbau stammt hingegen vorwiegend aus der Zeit unmittelbar nach einem verheerenden Brand anlässlich des Schwabenkriegs 1499 und wurde in den folgenden Jahrhunderten nur leicht verändert und angepasst.
Die Erhöhung der Dachneigung des Pultdaches von ursprünglich 17 Grad auf 27 Grad im Jahr 1664 mit Aufmauerung der Schwalbenschwanzzinnen hat das Äussere recht stark verändert. Seit 2003 ist der Turm das Kernstück des Klostermuseums und ein kultureller Anziehungspunkt, der weit über die Region hinausstrahlt.