Zeitschrift, Mittelalter 2013/2

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Beschreibung

Jean Terrier, Evelyne Broillet-Ramjoué et Michelle Joguin Regelin: Entre ville et campagne – Saint-Antoine et Rouelbeau, deux chantiers archéologiques majeurs en territoire genevois

 

e-periodica.ch/2013/2

 

Entre ville et campagne – Saint-Antoine et Rouelbeau, deux chantiers archéologiques majeurs en territoire genevois

Im Rahmen der Jahresversammlung des Schweizerischen Burgenvereins in Genf werden den Mitgliedern zwei Grossgrabungen der Kantonsarchäologie Genf vorgestellt: in der Stadt die Grabungen auf der Esplanade Saint-Antoine, auf dem Land die Burgruine Roeulbeau.

Am Ostrand der Cité wurde 1994 im Bereich der Esplanade Saint-Antoine ein unterirdisches Parkhaus gebaut. Dabei legte man die Spuren mehrerer Etappen der Genfer Stadtbefestigung frei. Zuinnerst fanden sich die Spuren der mittelalterlichen Stadtmauer, entstanden zwischen 1287 und 1330.

Daran stösst das Fundament eines Schalenturm, der in den Quellen 1509 als «tour de Lépreux» bezeichnet wird. Um 1537 wurde vor die Stadtmauer eine neue Wehrmauer gezogen und die Schanze Saint-Laurent errichtet; von dieser sind im nun erstellten Parkhaus die Aussenmauern sichtbar.

Um 1559/60 wurde dann darüber die grosse Bastion Saint-Antoine errichtet und alle früheren Strukturen überdeckt.

Bereits beim Bau des Parkings stellte man fest, dass in diesem Bereicht ein frühmittelalterliches Gräberfeld (6.­–8. Jh.) liegt. Bei der Umgestaltung der Esplanade Saint-Antoine wurde 2010­–12 unter der Bastion auch die Begräbniskirche entdeckt.

Die Burgruine Rouelbeau bei Meinier GE ist eines der seltenen Zeugnisse mittelalterlicher Burgenarchitektur auf Genfer Boden. Im Rahmen der Renaturierung von Fluss- und Bachläufen im Kanton Genf wurde ein grosser Geländeabschnitt südöstlich der Burg in einen künstlichen See umgewandelt, aus dem sich ein sumpfiges Biotop entwickelt.

Dies veranlasste den Kantonalen Archäologischen Dienst Genf (SCG), eine grossflächige Untersuchung des Geländes durchzuführen. Denn die spätmittelalterlichen Bauherren haben offenbar auf diese sumpfige Umgebung beim Bau der Burg Rouelbeau Rücksicht genommen: Das Aufwerfen eines künstlichen Hügels für den Bau der Burg wird 1339 urkundlich erwähnt.

Das Forschungsprojekt begann im Frühjahr 2001 und hat zum Ziel, die Baugeschichte der Anlage zu erforschen und auf den Grundlagen der neuen Erkenntnisse die Ruine entsprechend zu konservieren.

Schon nach kurzer Zeit machten die archäologischen Untersuchungen aussergewöhnliche Entdeckungen, nämlich den Nachweis einer weitläufigen Konstruktion in Holz unter den Ruinen der Steinburg. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass diese Holzburg 1334 in einer Urkunde  beschrieben wird.

Die Forschungen auf diesem Platz erbringen wichtige neue Erkenntnisse in Bezug auf die Verwendung von Holz beim spätmittelalterlichen Burgenbau.