Zeitschrift, Mittelalter 2011/1

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Beschreibung

Armand Baeriswyl und Daniel Kissling: Die Burgen auf dem Mannenberg bei Zweisimmen – Die bauarchäologische Untersuchung und Restaurierung des Unteren Mannenbergs 2008–2011

Udo Liessem und Stefan Lehmann: Ascona: Castello dei Griglioni – Beobachtungen zur Baugeschichte – Eine Skizze

 

e-periodica.ch/2011/1

 

Die Burgen auf dem Mannenberg bei Zweisimmen – Die bauarchäologische Untersuchung und Restaurierung des Unteren Mannenbergs 2008–2011

Der Marktflecken Zweisimmen am Zusammenfluss von Grosser und Kleiner Simme ist das historische Zentrum des Oberen Simmentals. Seit dem 12. Jh. war die Herrschaft Mannenberg im Besitz der Freiherren von Simmental und bestand aus einem Konglomerat aus adligem Eigengut und zähringischem Reichslehen.

Später ging sie an die Freiherren von Raron und wird 1270erstmals urkundlich erwähnt. Im Zuge des Laupen-Krieges (1349) zerstörten Berner Truppen die Burgen Mannenberg und Laubegg. Nach dem Sempacher-Krieg 1386 richtete die Stadt Bern ihre Simmentaler Landvogtei auf Schloss Blankenburg ein, die bis zur Französischen Revolution bestand.

Auf dem Burghügel befinden sich zwei Burgstellen: die Untere Mannenberg am südlichen Abhang und die Obere Mannenberg, die sich rund 200 m entfernt auf dem höchsten Punkt des Hügels erhebt. Die Frage bleibt deshalb, von welcher Burg die Schriftquellen sprechen, wenn sie die Mannenberg nennen.

Die archäologischen Untersuchungen beschränkten sich im Wesentlichen auf das aufgehende Mauerwerk und haben nur einen kleinen Ausschnitt der mittelalterlichen Bebauung berührt.

Die Burg ist im frühen 13. Jh. entstanden und bestand aus Ringmauer mit zwei Toren, einem Wohnbau und einem mutmasslichen Viereckturm. Dieser Turm wurde in einer späteren Phase (wohl nach 1250) durch einen Rundturm ersetzt, dessen Sockel heute noch erhalten ist.

1349 verwüsteten die Berner diese beiden Burgen – archäologisch nachweisbar durch Brandschutt in der Ruine. Die in der älteren Literatur zu findende Behauptung, die Untere Mannenberg sei um 1350 als Ersatz für die 1349 zerstörte Obere Mannenberg errichtet worden, entbehrt damit jeder Grundlage.

Da die beiden Burgen nach der Verwüstung nicht mehr aufgebaut wurden, errichtete die Stadt Bern ihre Landvogtei 1386 auf der damals noch bewohnbaren Blankenburg.

Das Mauerwerk der Burgruine Unterer Mannenberg wurde 2008 bis 2010 konserviert und ist in einen Burgen- Rundweg einbezogen, der beim Bahnhof Zweisimmen beginnt; der Weg ist mit zahlreichen Informationstafeln versehen.

 

Ascona: Castello dei Griglioni – Beobachtungen zur Baugeschichte – Eine Skizze

Das in Ascona um 1250 am Ufer des Lago Maggiore erbaute Castello dei Griglioni hat eine grössere Beachtung verdient, als es bisher geschehen ist.

Die auf ebenem Gelände über regelmässigem Grundriss errichtete Burg war, zusammen mit ihrer im Westen gelegenen, ebenfalls auffallend regelmässigen Vorburg, von einem Graben umzogen.

Die Kernburg, ein Rechteck mit der Schmalseite zum See, wird durch einen Weg, der beidseitig von Mauern begleitet wird, in Längsrichtung in zwei gleichgrosse Abschnitte geteilt: Die westliche Hälfte des Areals scheint im Wesentlichen von Bebauung freigehalten worden zu sein. Dort lag der (Nutz-)Garten, was aber nicht bedeutet, dass sich nicht auch hier vereinzelte Bauten befunden hätten.

Im östlichen Teil standen die Hauptgebäude, so auch der Wohnbereich der Besitzerfamilie, der aus dem Mailänder Stadtadel stammenden Familie Griglioni. Die Burg an nahen Seeufer des Lago Maggiore dürfte wohl auch als befestigte Sust für Transportgüter beim Wechsel vom See- auf den Landweg gedient haben.

Im doppelten Sinne herausragend waren die vier Ecktürme, die nicht – wie sonst üblich – vor die Kurtinen gezogen waren, sondern im Innenbereich die Ecken des Kastellrechtecks betonten.

Eine durchdachte Planung, eine sehr sorgfältige Bauausführung, eine Akzentuierung der Turmkanten durch Buckelquader sowie beeindruckende Toranlagen, ebenfalls durch Buckelquadern ausgezeichnet, lassen erkennen, dass dem Castello, trotz seiner nur zum Teil erhaltenen und zudem verbauten Bausubstanz, eine bedeutende Stellung innerhalb der Burgen des Tessins zukommt.