Zeitschrift, Mittelalter 2009/1

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Beschreibung

Jakob Obrecht: Sattel SZ, Letzi- oder Schornoturm am Morgarten. Bauhistorische Untersuchung 2007

François Menna: Eine mittelalterliche Wehranlage in Champagne-Le Moulin (VD)

 

e-periodica.ch/2009/1

 

Sattel SZ, Letzi- oder Schornoturm am Morgarten. Bauhistorische Untersuchung 2007

2007 wurden das Dach und die Fassaden des Letziturms am Morgarten saniert. Vorgängig wurde das aufgehende Mauerwerk bauhistorisch untersucht. Der um 1322 in der Art eines hochmittelalterlichen Wohnturms errichtete Turm flankierte das Tor der Letzi, welche unter Einbezug von seitlichen Felsrippen das Tal durchquert.

1916 brannte der Turm aus. Dabei gingen das Dach und sämtliche Holzeinbauten in Flammen auf. Die im Vorfeld der Arbeiten erhoffte Datierung des Bauwerks mit Hilfe dendrochronologischer Untersuchungen war somit nicht möglich. Ursprünglich trug der gemauerte Schaft nicht wie heute einen Spitzhelm, sondern eine Wehrplattform – vermutlich handelte es sich dabei um einen auskragenden Obergaden mit Pyramidendach. Einrichtungen, wie etwa ein Aborterker oder gar eine Heizung, die es erlaubt hätten, den Turm über einen längeren Zeitraum mit einer Besatzung zu belegen, sind nicht vorhanden.

Im Zuge der Bauuntersuchung wurden sämtliche im Mauerwerk vorhandenen Balken- und Gerüsthebellöcher vermessen und kartiert. Die Befunde wurden auf dem Bildschirm in eine virtuelle Darstellung des Turmes übertragen. Auf ihr basieren die Rekonstruktionszeichnungen des Baugerüstes und der Zugangslaube zum Hocheingang.

 

Eine mittelalterliche Wehranlage in Champagne-Le Moulin (VD)

Bei Bauarbeiten wurde ein Teilstück dieses Verteidigungswerks freigelegt. Die 267 geborgenen Hölzer sind alle aus Eiche. Sie können in vier Typen eingeteilt werden: die horizontalen Stämme, die vertikalen Pfosten, die geneigten Spiesse oder Stangen und Kleinholz zur Verfüllung (Abb. 4, 5, 6). Aufgrund der Befunde lässt sich das Prinzip dieser Wehranlage erkennen (Abb. 7):  Horizontale Stämme werden zu einer Holzwand aufgeschichtet, die durch eingeschlagene Pfosten fixiert sind. Zwischen die einzelnen Lagen der Stämme werden angespitzte Stangen eingelegt, die aus der Holzwand ragen.

Aufgrund von Geländebeobachtungen in der Umgebung kann der Grundriss dieser Anlage hypothetisch erfasst werden. Es handelt sich um eine sternförmige Schanze, wie wir sie in späteren Jahrhunderten als Typus «Vauban» kennen.

Noch ist unklar, wofür diese Anlage Anfang des 14. Jh. gebaut wurde. Sie liegt beim Brückenübergang über den Arnon, einem Bach bei Champagne-Le Moulin. Der Befund wirft allerdings ein neues Licht auf die Ereignisse der Burgunderkriege. Die Schlacht bei Grandson (1476), bei der die Truppen von Karl dem Kühnen die Flucht ergriffen, fand nahe der Fundstelle auf der linken (östlichen) Seite des Arnon bei einer Brücke und einer Mühle statt.