Zeitschrift, Mittelalter 2025/1
Manuel Zürcher: Die Burgruine Friesenberg in Zürich-Wiedikon Bauarchäologie und die Geschichte einer Ruinenkonservierung
René Kill: Burg Dorneck SO. Beobachtung des sichtbaren Teils des Brunnens und Schätzung seiner Tiefe
Die Burgruine Friesenberg in Zürich-Wiedikon Bauarchäologie und die Geschichte einer Ruinenkonservierung
Die Burgruine Friesenberg am Osthang des Albis bei Zürich wurde in den Jahren 2025–2029 von Privatleuten ausgegraben und relativ frei neu aufgebaut. Eine Ansprache der ursprünglichen Gebäudefunktionen ist dadurch schwierig. Die Anlage war 35 x 30 m gross und erstreckte sich über drei mit Stützmauern gesicherte Terrassen. Der Zugang erfolgte wohl ursprünglich durch eine den Südhang sichernde Zwingeranlage. Bemerkenswert sind die zahlreichen, aus anstehendem Molassesandstein gefügten lagigen Quadermauern, teilweise bossiert mit Randschlag. Die Burg wurde wahrscheinlich um 1200 errichtet, 1218 wird sie in Quellen erwähnt. Sie war Sitz des stadtsässigen Ministerialengeschlechts der Mülner. Spätestens im 15. Jh. wurde sie aufgegeben. Aufgrund der exponierten Lage und des fehlenden Unterhalts war die rekonstruierte Ruine in den 1980er-Jahren bereits stark baufällig, die Sanierungen 1980 und 1995 waren zu wenig umfassend und konservierungstechnisch aus heutiger Sicht nicht objektgerecht. 2019 wurde die Anlage aufgrund der gravierenden Mauerschäden für die Öffentlichkeit gesperrt und es erfolgte eine gründliche Schadenskartierung. 2020/2021 wurde die Ruine einer ausführlichen Sanierung unterzogen. Diese Arbeiten wurden durch die Stadtarchäologie Zürich begleitet und es konnte festgestellt werden, dass in den meisten Fällen der mittelalterliche Mauerkern noch vorhanden war. Es wurde mit neuem Hartsandstein der Zustand von 1929 wieder hergestellt; die Bearbeitung der Steinoberflächen erfolgte nach historischem Vorbild. Eine kleine Ausgrabung auf einer nicht von der Altgrabung betroffenen Fläche im Jahr 2022 ergab, dass wohl kaum mehr archäologische Substanz auf der Burgruine vorhanden ist. Um neu auftretenden Schäden zeitnah vorzubeugen, liegt ein Unterhaltskonzept vor. Eine Infotafel mit den wichtigsten Eckdaten zur Geschichte der Burg soll die BesucherInnen dieses beliebten Ausflugsziels sensibilisieren.
Burg Dorneck SO. Beobachtung des sichtbaren Teils des Brunnens und Schätzung seiner Tiefe
Aufgrund der zu Beginn des 16. Jh. besonders schlechten Wasserversorgung auf Burg Dorneck wurde der Burgvogt im Januar 1545 damit beauftragt, den soeben mit Erfolg fertig erstellten Brunnen von Schloss Landskron (Haut-Rhin, F) zu besichtigen. Er sollte ausserdem die Geräte erwerben, die dort zum Bau des Brunnens verwendet worden waren, damit diese auf Dorneck wieder eingesetzt werden konnten. Der Aushub des Brunnens auf Burg Dorneck dauerte von 1545 bis April 1549.
Wie auf der Frönsburg (Bas-Rhin, F) und auf der Ramburg (Pfalz, D) scheint auf Dorneck der Brunnen in einer ehemaligen Filterzisterne angelegt worden zu sein, wodurch der Aushub des Brunnens um mehrere Meter reduziert werden konnte. Der Brunnendurchmesser beträgt 2.3 m und ist heute bis auf 3.25 m aufgefüllt.
Nachdem der Aushub abgeschlossen war, wurde nach oben hin eine zylinderförmige Backsteinmauer hochgezogen und die Zisternengrube bis aufs Brunneninnere mit Erde aufgefüllt. Der Brunnen war somit vom Hof her ebenerdig zugänglich. Als Burgeigentümer fürchtete der Solothurner Rat um die Stabilität des Werks und verlangte den Ersatz der Backsteine durch Quadersteine, was den Aushub des soeben aufgeschütteten Füllmaterials zur Folge gehabt hätte. Der Erhalt mehrerer strahlenförmig angeordneter und mit Kalkmörtel gebundener Backsteinreihen scheint darauf hinzuweisen, dass es nie zu diesem Vorhaben kam.
In den Archivtexten lassen sich keine genaue Angabe zur Brunnentiefe finden. Allgemein werden in der Literatur die von Chronist Franz Haffner 1666 aufgeführten ca. 85.50 Klafter übernommen. Zur Überprüfung dieser Zahl, wurden auf Grundlage eines 1658 gekauften Seils und einer Kette (insgesamt 50 Klafter, ca. 95 m) und einer 1695 gekauften Kette (45 Klafter, ca. 85.5 m) Rechnungen durchgeführt. Unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren, die im Zusammenhang mit der Art des Wasserholens stehen (Höhe der Windenachse, Anzahl Leerumdrehungen des Seils an der Winde, Verwendung einer Seil-Ketten-Kombination, Anzahl Schöpfeimer), erscheint uns nach heutigem Kenntnisstand, die wahrscheinlichste Tiefe 47.50 Klafter (ca. 90.25 m) zu betragen.
Band 44
Silvana Bezzola Rigolini, Werner Meyer (Hg.): Castello di Serravalle. Valle di Blenio, Cantone Ticino. Storia e archeologia.
Herausgegeben vom Schweizerischen Burgenverein und der Accademia di architettura di Mendrisio
Die Texte sind in italienischer Sprache verfasst, die Bildlegenden in Italienisch und Deutsch. Für jedes Kapitel gibt es eine deutsche Zusammenfassung.
Es handelt sich bei diesem Band nicht um eine Jahresgabe. Der Band kann bei der Geschäftsstelle kostenpflichtig bestellt werden.
Die Bände erscheinen als gedrucktes Buch und sind nach einer Sperrfrist von 12 Monaten im Internet in «Propylaeum – Fachinformationsdienst Altertumswissenschaften» der Universität Heidelberg unter der Creative Commons-Lizens 4.0 (CC BY-SA 4.0) frei zugänglich. Die Sperrfrist gilt auch für Autorinnen und Autoren. Nach Ablauf der Sperrfrist sind die Autorinnen und Autoren frei, ihren Beitrag auf Plattformen ihrer Wahl zu platzieren. Es fallen keine Gebühren an.
Zeitschrift, Mittelalter 2024/4
Jakob Obrecht: Ruine Alt Ramschwag, Häggenschwil SG. Resultate der bauarchäologischen Untersuchung 2022
Lukas Richner: Vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit: Bestattungen und Bauten bei der Kapelle Saint-Gilles (Cornol, JU)
Ruine Alt Ramschwag, Häggenschwil SG. Resultate der bauarchäologischen Untersuchung 2022
Die im 12. Jahrhundert erbaute Burganlage Alt Ramschwag wurde im späten 15. Jahrhundert aufgegeben, weil ein Teil des Burgfelsens abgebrochen war und mit ihm Teile der Ringmauer und der Innenbebauung in die Tiefe stürzten. Die hinter dem Turm und der Schildmauer verbliebenen Gebäude wurden anschliessend zur Gewinnung bzw. den Verkauf von Baumaterialien bis auf die heute noch erhaltenen Mauerreste geschleift. In den Jahren 1929 bis 1932 hat man die damals noch in Privatbesitz befindliche Ruine ausgegraben und das Mauerwerk umfassend saniert. 2013 erwarb die Gemeinde Häggenschwil SG die Ruine. 2022 hat man die in den vorangegangenen Jahrzehnten kaum unterhaltenen Mauern wieder in Stand gesetzt. Parallel zu den Bauarbeiten wurden der Turm und die Schildmauer bauarchäologisch untersucht. Die Untersuchung zeigte, dass beide Bauwerke mehrmals umgebaut worden sind. Die über einem tief ausgehauenen Halsgraben aufragende Schildmauer wurde zwei Mal aufgestockt. Der Turm steht auf den Resten von wohl zwei abgebrochenen Vorgängerbauten mit beinahe identischem Grundriss. Das Erd- und das 1. Obergeschoss des Turms stossen rückseitig stumpf, d.h. nicht im Verband, an die Schildmauer an. Demgegenüber ist das 2. Obergeschoss im Verband mit der ersten Erhöhung der Schildmauer aufgemauert. Die Maueraussenmäntel der zwei darüber freistehenden Obergeschosse des Turms und die zu Beginn des 20. Jahrhunderts endgültig verschwundene zweite Aufstockung der Schildmauer waren aus grossen Nagelfluhquadern aufgeführt. Das ist ein Baumaterial, welches in Fassaden sehr hervorsticht, zudem nicht sehr dauerhaft ist und weitherum seinesgleichen sucht.
Die spärliche Innenausstattung des Turms deutet darauf hin, dass er nicht als Wohnturm diente, sondern ihm eher die Funktion eines repräsentativen Bergfrieds zugedacht war.
Vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit: Bestattungen und Bauten bei der Kapelle Saint-Gilles (Cornol, JU)
Die archäologischen und anthropologischen Untersuchungen an der Kapelle St-Gilles bei Cornol (JU) liefern wertvolle Erkenntnisse über die Nutzung des Geländes vom Frühmittelalter bis in die frühe Neuzeit. Im Zuge von Grabungen in den Jahren 2016 und 2017 wurden 59 Bestattungen und Überreste der Pfarrkirche St-Julien sowie eines älteren Vorgängerbaus entdeckt. Die Bestattungen lassen sich in zwei Horizonte unterteilen: Horizont I (8.–11. Jahrhundert) und Horizont II (11.–16. Jahrhundert).
Beide Bestattungshorizonte zeigen einfache Erdgräber ohne Beigaben, die meist in West-Ost-Ausrichtung angelegt waren. Für die ältesten Bestattungen konnte kein zeitgleiches Bauwerk nachgewiesen werden, doch vermutet man, dass eine kleine memoria existierte. Später im ersten Horizont wurde ein steinerner Bau errichtet, möglicherweise eine Saalkirche, der als Sakralbau und Bestattungsplatz diente. Der zweite Horizont, der mit dem Bau der Pfarrkirche St-Julien im 10./11. Jahrhundert beginnt, weist Bestattungen innerhalb sowie ausserhalb der Kirche auf. Die Nutzung des Friedhofs setzte sich bis ins 17. Jahrhundert fort.
Die körperlichen Merkmale der Bestatteten, wie eine überdurchschnittliche Körperhöhe und relativ gute Gesundheit, deuten auf vorteilhafte Lebensbedingungen hin. Dennoch war die Sterblichkeitsrate unter Erwachsenen ungewöhnlich hoch, und mehr als 50 % der Verstorbenen starben vor dem 40. Lebensjahr. Die Ursachen bleiben unklar, könnten aber durch Seuchen wie die Pest beeinflusst worden sein.
Insgesamt bieten die Ergebnisse der Ausgrabungen an der Kapelle St-Gilles ein detailliertes Bild über Bestattungspraktiken, soziale Hierarchien und Lebensbedingungen vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit.
Rivista Medioevo 2024/4
Jakob Obrecht: Ruine Alt Ramschwag, Häggenschwil SG. Resultate der bauarchäologischen Untersuchung 2022
Lukas Richner: Vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit: Bestattungen und Bauten bei der Kapelle Saint-Gilles (Cornol, JU)
Ruine Alt Ramschwag, Häggenschwil SG. Resultate der bauarchäologischen Untersuchung 2022
Die im 12. Jahrhundert erbaute Burganlage Alt Ramschwag wurde im späten 15. Jahrhundert aufgegeben, weil ein Teil des Burgfelsens abgebrochen war und mit ihm Teile der Ringmauer und der Innenbebauung in die Tiefe stürzten. Die hinter dem Turm und der Schildmauer verbliebenen Gebäude wurden anschliessend zur Gewinnung bzw. den Verkauf von Baumaterialien bis auf die heute noch erhaltenen Mauerreste geschleift. In den Jahren 1929 bis 1932 hat man die damals noch in Privatbesitz befindliche Ruine ausgegraben und das Mauerwerk umfassend saniert. 2013 erwarb die Gemeinde Häggenschwil SG die Ruine. 2022 hat man die in den vorangegangenen Jahrzehnten kaum unterhaltenen Mauern wieder in Stand gesetzt. Parallel zu den Bauarbeiten wurden der Turm und die Schildmauer bauarchäologisch untersucht. Die Untersuchung zeigte, dass beide Bauwerke mehrmals umgebaut worden sind. Die über einem tief ausgehauenen Halsgraben aufragende Schildmauer wurde zwei Mal aufgestockt. Der Turm steht auf den Resten von wohl zwei abgebrochenen Vorgängerbauten mit beinahe identischem Grundriss. Das Erd- und das 1. Obergeschoss des Turms stossen rückseitig stumpf, d.h. nicht im Verband, an die Schildmauer an. Demgegenüber ist das 2. Obergeschoss im Verband mit der ersten Erhöhung der Schildmauer aufgemauert. Die Maueraussenmäntel der zwei darüber freistehenden Obergeschosse des Turms und die zu Beginn des 20. Jahrhunderts endgültig verschwundene zweite Aufstockung der Schildmauer waren aus grossen Nagelfluhquadern aufgeführt. Das ist ein Baumaterial, welches in Fassaden sehr hervorsticht, zudem nicht sehr dauerhaft ist und weitherum seinesgleichen sucht.
Die spärliche Innenausstattung des Turms deutet darauf hin, dass er nicht als Wohnturm diente, sondern ihm eher die Funktion eines repräsentativen Bergfrieds zugedacht war.
Vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit: Bestattungen und Bauten bei der Kapelle Saint-Gilles (Cornol, JU)
Entrambi gli orizzonti funerari presentano semplici tombe terragne senza corredi, per lo più orientate in direzione ovest-est. Per le sepolture più antiche non è stata trovata alcuna struttura coeva, ma si presume l’esistenza di una piccola memoria. Successivamente, nel primo orizzonte, fu costruito un edificio in pietra, probabilmente una chiesa a navata unica, utilizzato sia come luogo sacro sia come area di sepoltura. Il secondo orizzonte, che inizia con la costruzione della chiesa parrocchiale di St-Julien nel X/XI secolo, presenta sepolture sia all’interno che all’esterno della chiesa. L’utilizzo del cimitero è proseguito fino al XVII secolo. Le caratteristiche fisiche dei defunti, come un’altezza corporea superiore alla media e una salute relativamente buona, suggeriscono condizioni di vita favorevoli. Tuttavia, il tasso di mortalità tra gli adulti era insolitamente elevato, e oltre il 50% dei defunti morì prima dei 40 anni. Le cause rimangono poco chiare, ma potrebbero essere state influenzate da epidemie come la peste. Complessivamente, i risultati degli scavi presso la cappella di Saint-Gilles offrono un quadro dettagliato delle pratiche funerarie, delle gerarchie sociali e delle condizioni di vita dall’Alto Medioevo all’età moderna.
Zeitschrift, Mittelalter 2024/3
Jonathan, Frey: Zugbrücke hoch! Spätmittelalterliche Wehrtechnik im Kanton Bern am Beispiel der Wippbrücken
Christophe, Gerber: Ein Ensemble von Boden-Tonplatten mit Wappendekor, entdeckt in Pontenet (Berner Jura)
Lara, Wetzel: Irrungen und Wirrungen in der Hufeisenforschung
Elisabeth, Crettaz-Stürzel: Schmiede und Maultierbeschlag im Wallis des 16. Jahrhunderts
Zugbrücke hoch! Spätmittelalterliche Wehrtechnik im Kanton Bern am Beispiel der Wippbrücken
Im Kanton Bern sind derzeit 14 Befunde von sogenannten Wippbrücken bekannt. Bei diesem Untertyp einer Zugbrücke wurden die Längsbalken der den Graben überspannenden, beweglichen Brücke über die Torschwelle in den Torweg geführt, um an ihrem unteren Ende Gegenwichte aufhängen zu können. Das Gewicht der Brücke wurde somit im Idealfall aufgehoben und die Brücke konnte von einer einzigen Person in kürzester Zeit hochgelassen werden. Damit der unter dem Torweg befindliche Teil der Balken nach unten ausschwingen konnte, mussten aus dem Feld gehauene Schwingbalkengruben oder in die Erde gesetzte Schwingbalkenschächte vorhanden sein. Die Wippbrücken im Kanton Bern konzentrieren sich mehrheitlich auf die Burgen und Städte des Mittellandes. Die meisten wurden in der zweiten Hälfte des 14. Jh. und der ersten Hälfte des 15. Jh. erbaut. Wie andere Zugbrücken dienten auch die Wippbrücken als zusätzlicher Schutz für das Tor, das immer einer der grössten Schwachstellen einer Befestigung bildete. Sass die Brücke präzise in der Torblende, war es für die Angreifer schwieriger, die Brücke mit Haken herunterzuziehen. Zudem konnten Wippbrücken innert Sekunden geschlossen werden und erforderten einen nur minimalen Personalaufwand zur Bedienung. Trotz dieser wehrtechnischen Vorteile verschwanden viele Wippbrücken im Laufe des 16. Jh.
Ein Ensemble von Boden-Tonplatten mit Wappendekor, entdeckt in Pontenet (Berner Jura)
Das Musée jurassien d’art et d’histoire in Delsberg bewahrt in seinen Sammlungen acht mittelalterliche Backsteinfliesen (ca. 18,5 × 18,5 × 4 cm) mit Wappendekor, die zwischen 1920 und 1966 in Pontenet im Tavannes-Tal (Berner Jura) an der Westflanke eines kleinen Hügels (genannt «La Motte») mit Plateau (20 × 24 m) entdeckt wurden. Ein befestigtes Haus, von dem wenig bekannt ist, erhob sich Ende des Mittelalters auf dem Hügel. Dieser war von einem Graben umgeben und besass im Westen womöglich bereits von Beginn an einen Fischteich. Die Fliesen verzierten ursprünglich wohl den Fussboden eines Empfangsraums. Fehlende Mörtelspuren an den Sekundärflächen weisen darauf hin, dass sie wohl auf einer Sandschicht verlegt waren. Die Bodenplatten aus Ton sind mit zwei verschiedenen Wappenschilden geprägt. Sieben Fliesen zeigen im Wappen einen kampfbereiten, nach rechts (heraldisch) gerichteten Hahn mit einem erhobenen Fuss. Die Wappenschilde erscheinen je nach Fliese in unterschiedlicher Zahl und sind verschieden angeordnet. Das Wappenmotiv kann mit den Herren von Tavannes oder von Malleray in Verbindung gebracht werden, deren Siegel auf mehreren Dokumenten und Urkunden erhalten sind. Eine Bodenplatte zeigt im unvollständig erhaltenen Wappen ein geschwungenes Band mit drei herabhängenden Lindenblättern. Das Motiv kann mit der Solothurner Adelsfamilie vom Stein in Zusammenhang gebracht werden. Ein Zweig dieser Familie besass später das Burgerrecht der Stadt Bern und bekleidete dort wichtige Ämter. 1461 heiratete ein gewisser Petermann vom Stein, Sohn eines ehemaligen Schultheissen von Bern, in zweiter Ehe Anna von Dachsfelden (von Tavannes), die einen Teil der Herrschaft von Twann besass. Dieses Ehebündnis könnte den Fund einer Fliese mit dem Wappenschild der Familie vom Stein in Pontenet erklären. Die Form des Wappenschilds mit Hahn ist typisch für das 15. Jh., eine Zeit in der die Herren von Tavannes und Malleray Land und Lehensgüter in Pontenet und Umgebung besassen. Ab 1410 hatte der Junker Renaud de Malleray das Meiertum von Malleray inne und versuchte, Einwohner nach Pontenet zu locken, indem er sie von allen Abgaben befreite. 1432 hatte Jacques de Tavannes das Lehen von Malleray inne. 1559 trennte sich das Dorf Pontenet von Malleray; 1576 zählte es nur fünf Haushalte. Nach der Aufgabe des befestigten Hauses blieb einzig der Fischteich erhalten (bis mindestens Ende des 19. Jh.). Mit einem Graben versehene befestigte Häuser wie jenes von Pontenet hatten keine Verteidigungsfunktion. Sie standen im Zusammenhang mit der Entwicklung des niederen Landadels, der versuchte, die befestigten Anlagen des hohen Adels in kleinerem Massstab nachzuahmen. Dieses in Europa weit verbreitete Phänomen ist in der Schweiz vom archäologischen Standpunkt her wenig erforscht.
Irrungen und Wirrungen in der Hufeisenforschung
Die wissenschaftliche Erforschung der archäologischen Hufeisen steckt im mitteleuropäischen Raum noch in den Kinderschuhen. Dies, obwohl die Frage nach dem besten Hufschutz seit der Antike die Nutztierhalter beschäftigt. Mit dem Aufkommen und der Nutzung von Mulosandalen in der Römerzeit und der Entwicklung von genagelten Hufeisen ab dem Mittelalter (Datierungen vor dem 10. Jh. sind kritisch zu hinterfragen) umfasst die Geschichte des Hufschutzes eine Zeitspanne von über 2000 Jahren. Dadurch, dass Hufeisen häufig in tiefer gelegenen Schichten verloren gehen und es somit kaum Funde aus gesicherten Kontexten gibt, kam es in der Forschungsgeschichte regelmässig zu Datierungsvorschlägen, welche bei Miteinbezug von weiteren Quellen und Einbezug anderer Fachdisziplinen rund um das Pferd und Maultier heutzutage nicht mehr haltbar sind.
Schmiede und Maultierbeschlag im Wallis des 16. Jahrhunderts
In Vissoie (Eifischtal, VS) steht mitten im Ort, an der Wegkreuzung zwischen Siders, Zinal, Grimentz und St-Luc (Chandolin), ein Wohnhaus in traditioneller Mischbauweise (Holzblockbau auf Steinsockel), auf dessen Steinsockel (Hauptseite) die Überreste eines roten Fassadendekors aus dem 16. Jh. erhalten sind. Die Malereien zeigen nicht identifizierte Wappen, Rosetten, zahlreiche Arbeitsgeräte eines Hufschmieds
für Maultiere und die Jahreszahlen 1514, 1580, 1589 (nicht mehr lesbar) und 1592. Ein Zickzackfries (bäuerliche Renaissanceformen) umfasst die Malereien. Womöglich handelt es sich hier um die Anzeige einer ehemaligen Schmiede. Das Dekor ist ein aussergewöhnliches Zeugnis für die Wichtigkeit
des Maultiers als Lasttier im Val d’Anniviers im Mittelalter. Mit der Hilfe eines Spezialisten konnten wir die dargestellten Werkzeuge identifizieren und den Unterschied zwischen einem Maultier und einem Pferd dank unserer Erfahrung als Halter des Maultiers «Isidor» erklären. Es ist wichtig, im Rahmen archäologischer Funde zwischen Pferdeund Maultier-Hufeisen unterscheiden zu können!
Zeitschrift, Mittelalter 2024/2
Miriam Derungs: Der Mäuseturm vor Güttingen TG – «… ein alt gewaltig Plockhausz …»
Auswertung der mittelalterlichen Funde und Befunde der Tauchuntersuchungen
des Amts für Archäologie Thurgau 2008, 2012 und 2017–2020
Etwa 250 m vor Schloss Güttingen TG befindet sich im Bodensee eine künstlich erhöhte, trapezförmige Untiefe von 30×25 m mit den Überresten des sog. Mäuseturms. Als Erbauer dieser Anlage werden die Freiherren von Güttingen vermutet, die zwischen 1159 und 1357 auch die Burgen Kachel/Güttingen und Moosburg am Seeufer errichteten.
Das bereits aus der Luft erkennbare 15×15 m grosse Quadrat aus massiven Pfählen bildete die Stütze des in der ersten Hälfte des 11. Jh. errichteten Turmes (Phase 1). Zu dieser Zeit war der Bau von fünf Pfahlreihen umgeben und aufgrund des mutmasslichen damaligen Bodenseespiegels muss zumindest in Phase 1 die Kuppe der Untiefe teilweise über Wasser gelegen haben (393,6 m ü. M.), sonst hätte sich keine Kulturschicht (Schicht 5) gebildet.
Der für Phase 2 (um 1150) angenommene leichte Anstieg des Seespiegels und die angegriffene Bausubstanz des Turms führten zu einem Neubau mit einer veränderten Fundamentbauweise. Hierfür wurde die Untiefe im Süden durch eine Steinschüttung vergrössert, die die inneren drei Pfahlreihen teilweise oder vollständig verschüttete. Die Anordnung der Pfahlreihen wurde angepasst und durch einen äusseren Graben sowie eine weitere Pfahlreihe ergänzt. Das Fundament setzte sich aus einer mit Steinen verfüllten Blockbaurost-Konstruktion zusammen, die seitlich von den mächtigen Eichenpfählen des Quadrats gestützt wurden. Auf diesem, über das Wasser ragenden, stabilen Fundament oder Sockel wurde ein ca. 12×12 m grosser Blockbauturm errichtet. Datierende Funde und Befunde unterstützen eine zweiphasige Nutzungsdauer der Untiefe im Mittelalter.
Vergleichsbeispiele aus dem Bodensee und dem Vierwaldstättersee verifizieren einerseits die Fundamentbauweise von Gebäuden im Wasser. Anderseits zeigen sie, dass im 11.–13./14. Jh. in Schweizer Gewässern häufiger Türme aus Holz oder Stein errichtet wurden. Die Schleifung des Mäuseturms ist anhand der belassenen, zweilagigen Holzrostkonstruktion und der wenigen nach 1275 datierten Funde und Befunde nach 1300 anzusetzen. Die wehrhaften, hölzernen Wohntürme in Schweizer Gewässern sind Zeugen des frühen Burgentyps Holz- und Erdburg auf künstlich angeschütteten Hügeln, die im Verlauf des 12. und 13. Jh. aufgelassen wurden.
PDF Zeitschrift Mittelalter 2024/2
Zeitschrift, Mittelalter 2024/1
Christoph Reding, Gabriela Güntert, Caroline Diemand: Gesichert für die Zukunft: Die Sanierung der Ruine Farnsburg 2019–2023
Gesichert für die Zukunft: Die Sanierung der Ruine Farnsburg 2019–2023
In der 1. Hälfte des 14. Jh. errichteten die Grafen von Tierstein eine ausgedehnte Grundherrschaft, in deren Mittelpunkt die Farnsburg lag. Nach dem Aussterben der Grafen wechselte diese an die Freiherren von Falkenstein. 1444 wurde die Farnsburg durch die Eidgenossen belagert. 1461 konnte die Stadt Basel Burg und Herrschaft erwerben und erhob sie zur Landvogtei. 1798 brandschatzte die Bevölkerung die Farnsburg, worauf sie rasch zur Ruine wurde. Ab 1930 erfolgte die Freilegung der Anlage und danach die mehrfache Restaurierung und Sanierung. Heute ist die Farnsburg ein beliebtes Ausflugsziel und ein Wahrzeichen des Oberbaselbietes.
Die Burganlage besteht aus einer Ober- und einer Unterburg, die durch einen grossen Graben vom Bergplateau abgetrennt wird. Auf der Oberburg erhob sich ein mächtiger Palas, von dem heute vor allem seine als Schildmauer ausgebildete Südwand erhalten ist.
Auf Basis eines langfristigen Programms zum Erhalt der Baselbieter Burgen und Ruinen ist die Farnsburg nun von 2019–2023 mit grossem Aufwand saniert worden. Ziele der umfassenden Arbeiten waren der Erhalt des baukulturellen Erbes, die Sicherheit der Besuchenden, die verbesserte Inszenierung der Baureste, die Aufwertung der Anlage als Freizeitort, als Landschaftserlebnis sowie als Naturstandort. Dazu gehörten auch die erstmalige bauarchäologische Dokumentation und Untersuchung der Baureste, die wichtige Neuerkenntnisse zur Baugeschichte der Burg erbrachten. Bemerkenswert ist etwa, dass schon im 12./13. Jh. auf dem Ausläufer des Farnsberges eine Burg gestanden haben muss. Hervorzuheben ist zudem der wissenschaftliche Nachweis der Zerstörung der Farnsburg im Erdbeben von 1356 sowie die Datierung des Baus des Palas mit Schildmauer in den Zeitraum zwischen 1375 und 1413.
Der instabile geologische Untergrund und tiefgründige Schäden am Bauwerk machten die Sanierung 2019–2023 für alle Beteiligten zu einer grossen Herausforderung. Hinzu kam, dass sich die Farnsburg aufgrund ihrer bewegten Restaurierungs- und Sanierungsgeschichte überaus stark von der Ruine zum gebauten Monument gewandelt hatte und heute über nur noch wenig sichtbare burgenzeitliche Bausubstanz verfügt. Daher kamen für die Ruinenpflege oftmals unkonventionelle Baulösungen zur Anwendung. Dank dem grossen Einsatz des sehr erfahrenen Fachpersonals konnte die Sanierung erfolgreich abgeschlossen werden. Die Einrichtung eines multimedialen Vermittlungssystems wird das Projekt abrunden und künftig der Bevölkerung die Geschichte der Farnsburg näherbringen.
Zeitschrift, Mittelalter 2023/4
Armand Baeriswyl: Schloss Burgdorf – neue Erkenntnisse zur Bau- und Nutzungsgeschichte der zähringischen Burg
Heinrich Boxler: Von der Burg zum Schloss. Ein Beitrag zur Unterscheidung von Burg und Schloss aus der Sicht der Burgnamenforschung
Schloss Burgdorf – neue Erkenntnisse zur Bau- und Nutzungsgeschichte der zähringischen Burg
Bei der Sanierung der Burganlage von Burgdorf 2018 bis 2020 kam es zu boden- und bauarchäologischen Untersuchungen durch den Archäologischen Dienst des Kantons Bern. Die Untersuchungen zeigten, dass die 1985 von Jürg Schweizer vorgestellten Erkenntnisse weiterhin gültig sind: Die Burg entstand um 1200 unter Herzog Bertold V. von Zähringen neu, und die drei Hauptbauten aus jener Epoche, der Bergfried, der Palas und die ebenerdige Halle haben sich bis heute erhalten.
Die Untersuchungen brachten aber auch neue Erkenntnisse. So konnte archäologisch nachgewiesen werden, dass die bestehende kyburgische Ringmauer aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. einen zähringerzeitlichen Vorgänger hat. Zentral ist die Erkenntnis, dass die zähringische Kernburg wohl bereits eine Vorburg im Westen und eine Vorburg im Osten besass. Eine Mauer trennte die Kernburg von einer rund 5 m tiefer liegenden östlichen Vorburg ab. Diese war in der nördlichen Ringmauer mit einem Tor ausgestattet.
Ein zähringischer Mauerrest führt ausserdem zur Vermutung, dass diese Vorburg im Osten mit einem Steingebäude abgeschlossen wurde, dessen Nachfolger das heute noch bestehende kyburgische Steingebäude wäre. In der westlichen Vorburg gab es bereits in der Zähringerzeit einen imposanten Torturm (mit Tordurchgang und möglicherweise Wohngeschossen darüber), der 1559 durch ein kleineres Exemplar ersetzt wurde. Kurz: die Burg um 1200 bestand aus einer Kernburg und zwei Vorburgen, und diese enthielten wahrscheinlich je ein Tor und einen repräsentativen mehrgeschossigen Steinbau.
In Burgdorf wurde um 1200 eine pfalzartige «Residenzburg» errichtet. Anlagen dieser Rangordnung waren darauf ausgelegt, als «temporäre Regierungssitze» von Fürsten oder Königen zu funktionieren. In den Zeiten dazwischen standen sie leer, bewacht von sogenannten Burgmannen, Ministerialen, die vom hochadligen oder königlichen Burgherrn mit der Aufgabe der Burghut betraut waren. Sie hatten Residenzpflicht und lebten in der Burg. Dafür erhielten sie nicht nur ein Dienstlehen ausserhalb der Burg, sondern einen in der Burg gelegenen Wohnsitz von hofartiger Grösse, der sich durch entsprechende Baumerkmale auszeichnete. Die Steinbauten in den zwei Vorhöfen der Schlossanlage von Burgdorf waren womöglich Burgmannensitze.
Von der Burg zum Schloss. Ein Beitrag zur Unterscheidung von Burg und Schloss aus der Sicht der Burgnamenforschung
Im Mittelalter werden die bewohnten Wehrbauten im deutschsprachigen Raum gemeinhin als Burg, später als Veste und gegen Ende der Epoche als Schloss bezeichnet. Mit dem Namen Burg wurden frühe Städte bezeichnet. Seit dem Aufkommen der Burgen schränkte sich diese Bezeichnung immer stärker auf Wehrbauten ein, während nun für die wehrhafte Siedlung der Name Stadt gebraucht wurde. Während im Begriff Burg bewusst oder unbewusst die Bedeutung von «bergen, schützen» mitschwingt, geht das Wort Veste auf das Adjektiv fest zurück und bezeichnet etwas Kraftvolles, Abwehrendes. Diese neue Bezeichnung entsprach dem gesteigerten Bewusstsein von Wehrhaftigkeit, wie es dem Adligen des Hochmittelalters entsprach. Der Wechsel könnte vielleicht auch etwas mit dem Wechsel vom Holzbau zum Steinbau zu tun haben. Vielleicht steckt aber hinter den Wörtern Veste und Schloss nur eine neue Namenmode, wie man sie dann wählt, wenn ein Wort seine Strahlkraft verloren hat. So wird beispielsweise aus dem Coiffeurgeschäft eine Hair Lounge.
Bei den Burgnamen dürfte vor allem das gewachsene Standesbewusstsein des Adels zur neuen Bezeichnung Schloss geführt haben. Schon im 11. Jh. begnügten sich die Adligen meist nicht mehr mit ihren Vornamen allein. Sie wählten einen Beinamen, mit dem sie Besitzansprüche geltend machten. Graf Hartmann wurde zum Grafen Hartmann von Kyburg. Das wachsende Selbstbewusstsein des Hochadels führte seit dem 12. Jh. zu Prunk- und Trutznamen, wie sie bald auch vom niederen Adel gewählt wurden. In der Folge konnte man dem Burgnamen nur noch mit einem vorangestellten Hohen- neuen Glanz verleihen. Danach war eine weitere Steigerung des Wortes nicht mehr möglich. Es ist die Zeit, in der die Adligen ihren Wehrbau als Schloss zu bezeichnen begannen. Wehrbauten, die noch bewohnt waren, sowie herrschaftliche Bauten der Neuzeit bezeichnete man nun als Schlösser. Unbewohnte oder abgegangene Wehrbauten hingegen blieben Burgen.
Band 47
Iris Hutter: Schöner Wohnen. Standesgemässes Wohnen zwischen 900 und 1600 anhand der Anlagen Altenburg, Burg Klingen und Schloss Altenklingen
Der Thurgau ist reich an Burg- und Schlossanlagen auf Grund der kleinteiligen und wiederholt wechselnden Herrschaftsverhältnisse in der Region. Diese Burgendichte ermöglicht weiterführende Forschungsfragen zu Wohnsituationen der privilegierten Elite, dem sogenanntenAdel. Dazu archäologisch und bauarchäologisch untersucht und ausgewertet wurden die drei Anlagen Ruine Altenburg, Burg Klingen und Schloss Altenklingen, die sich nahe beieinander in der Region Märstetten befinden. Sie geben Einblicke in die Wohnbedürfnisse und Baumöglichkeiten ihrer Besitzerinnen und Besitzer in ihren unterschiedlichen Erbauungszeiten. Besonderes Augenmerk lag auf den Aspekten Repräsentation, bemerkenswerte Baulösungen, Wehrhaftigkeit und religiöse Selbstdarstellung. Es ist zudem gelungen, die Burg Klingen zu lokalisieren und die drei Anlagen erstmals in einem Forschungskontext einzubinden.
Zeitschrift, Mittelalter 2023/3
Urs Lendenmann: Ludwig Tress – Bauleiter des Burgenvereins und Künstler
Werner Bellwald / Jakob Obrecht: «…wechterheuslin hat ess in disen felsen gehouwen…» Der «fluchtburgartige» Wachtposten von Marungglii bei Albinen (Territorium Gemeinde Leuk/VS)
Ludwig Tress – Bauleiter des Burgenvereins und Künstler
Für die Restaurierung der Ruine Jörgenberg im Bündner Oberland suchte der Burgenverein 1930 einen Bauleiter. Ludwig Tress aus Deutschland, geboren 1904 in Darmstadt, war damals seit einigen Monaten wegen der Wirtschaftskrise arbeitslos und besass bereits Erfahrung in der Restaurierung von Burgen und Schlössern. Er wurde sofort eingestellt und wirkte 1930 – 1932 bei der Restaurierung von mehreren Burgen mit: Jörgenberg (GR), Farnsburg (BL), Ruine Pfeffingen (BL), Hohentrins (GR), Ruine Schenkenberg (AG), Turm von Santa Maria di Calanca (GR) und der Ruine Wartau (SG). Er war ein energischer und streitbarer junger Mann. Mehrfach wurde über Auseinandersetzungen mit Unternehmern berichtet, welche mit den Renovationen beauftragt waren. Ludwig Tress interessierte sich auch brennend für Geschichte und führte unbeauftragte archäologische Ausgrabungen durch.
In der Gemeinde Wartau, wo er 1932 die Restaurierung der Burgruine leitete, ist er auch heute nach gut 90 Jahren unvergessen. Dies ist einem Streich gedankt, den er der lokalen Bevölkerung spielte. Er fingierte den Fund eines goldenen Kegelspiels, welches gemäss der Sage bei der Burgruine vergraben sein sollte.
Für Ludwig Tress wurde Kunst immer wichtiger. Er malte in seiner Freizeit und liess im Wartau eine Schachtel mit Bleistift-, Farbstift- und Tuschzeichnungen, Aquarellen und Ölbildern zurück. Danach verlor sich seine Spur. Gemäss Erzählungen sei er nach Deutschland zurückgekehrt und im Russlandfeldzug ums Leben gekommen.
Tatsächlich wohnte Ludwig Tress bis 1935 in Schaan (Liechtenstein) und betrieb ein Geschäft für Spielwaren und Holzkunst. Anschliessend heiratete er in Gehlberg (Thüringen, Deutschland) eine Fabrikantentochter. Das Paar hatte zwei Kinder, aber die Ehe wurde 1956 geschieden. Unmittelbar darauf heiratete Ludwig Tress wieder. Trotz drei Kindern hielt auch die zweite Ehe nur kurz.
Von seinem späteren künstlerischen Schaffen ist ein Flügelaltar in der Bergkirche Gehlberg von 1952 und ein Wandbild des heiligen Laurentius von 1958 in Schweina (Thüringen) bekannt. Gestorben sei Ludwig Tress wohl um 1972.
«…wechterheuslin hat ess in disen felsen gehouwen…» Der «fluchtburgartige» Wachtposten von Marungglii bei Albinen (Territorium Gemeinde Leuk/VS)
Abseits der bekannten Burgen und Schlösser existieren im Gelände Kleinanlagen verschiedener Zeitstellung. Bei Albinen oberhalb Leuk VS liegt versteckt in einem Wald, an einem Fels klebend, eine Kleinstanlage von ca. 2 auf 3 m und um die 4 m Höhe. Sie war bislang nur der lokalen Bevölkerung geläufig und soll nun unter dem Patronat des örtlichen Kulturvereins «Altes Albinen plus» erforscht werden. Das bisher als «Räuberhöhle» gehandelte Objekt erinnert an eine kleine Fluchtburg, dürfte aber einen militärischen Beobachtungs- und Verteidigungs- bzw. Sperrposten darstellen. Zwei davon sind am nahen Gemmipass bereits erfasst, offenbar Elemente eines bisher unbekannten Dispositivs an einem der Einfallstore ins Wallis. Diese und weitere Vergleichsbespiele bei Lukas Högl (1986) legen, unterstützt durch chronikalische Abbildungen und zeitgenössische Berichte, eine Datierung ins 15./16. Jh. nahe. Doch steht die Untersuchungskampagne am Objekt mit naturwissenschaftlichen Daten noch aus.