Beschreibung
Fabien Maret und Philippe Curdy: Ein vergessener Pass: der Alte Gemmi-Pass
Jonas Glanzmann, Pirmin Koch und Matthias Nieberle: Eine neuentdeckte Burgstelle in Leibstadt AG. Erste Erkenntnisse aus den Prospektionen
Ein vergessener Pass: der Alte Gemmi-Pass
Der Gemmipass (2’268 m. ü. M.) ist ein bekannter Übergang in den Berner Alpen. Lange stellte er in der wissenschaftlichen Forschung den östlich Nachbarpass, die sog. Alte Gemmi (2’724 m. ü. M.), in den Schatten. Die archäologischen Funde auf diesem alten Passweg zeugen von seiner Nutzung von der Frühgeschichte bis ins Spätmittelalter.
Am Fuss der zwei Passübergänge liegt der Ort Leukerbad, der linksufrig der Dala über Leuk und Albinen und rechtsufrig über die zur Überwindung der Dalaschlucht angelegte Rumelingbrücke (ab 1539 in den Schriftquellen erwähnt) erreichbar ist. Der Weg über Albinen führt historisch über Leitern (Albinenleitern, seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. belegt) oder etwas höher über einen in engen Kehren angelegten Weg (Wolfstritt).
Dass die im Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS, VS 32.2) verzeichnete Alte Gemmi schon seit langem genutzt wird, bestätigen die archäologischen Funde, die im Rahmen eines Forschungsprojekts gemacht wurden, das von 2010 bis 2013 von den Walliser Kantonsmuseen und dem kantonalen Amt für Archäologie durchgeführt wurde. Die Untersuchungen belegen, dass der Übergang spätestens ab der Eisenzeit begangen wurde (Fibel, 3. Jh. v. Chr.) und auch während der Römerzeit genutzt wurde (Schuhnägel und Münzen) und womöglich ab dieser Zeit für die Begehung durch Last- und Nutztiere ausgebaut wurde. Die Nutzung des Weges durch Maultiere ist archäologisch (Hufeisen und -nägel) allerdings erst ab dem 10. Jh. belegt. 2022 wurden zudem die Ruinen eines kleinen Gebäudes auf dem Pass orthofotografisch erfasst.
Eine neuentdeckte Burgstelle in Leibstadt AG. Erste Erkenntnisse aus den Prospektionen
Südlich von Leibstadt wurde bei der Durchsicht der öffentlich zugänglichen LiDAR-Daten am Bildschirm eine Wall-Graben-Anlage entdeckte. Das polygonale Plateau wird von einem Graben umfasst, der gegen Süden mit einem Doppelgraben und einem Wall verstärkt wird. Die wenigen chronologisch ansprechbaren Funde der Metalldetektorprospektionen (Geschossspitze, Hufeisen und -nägel) legen beim derzeitigen Wissenstand eine Belegung der Anlage im 13./14. Jh. nahe. Die geophysikalischen Messungen zeigten Anomalien, die auf eine Innenbebauung deuten könnten. Aufgrund der bisherigen Beobachtungen gehen wir von einer einfachen Holz-Erde-Burg aus. Die Befestigung könnte in Zusammenhang mit einer inneren Herrschaftsverdichtung stehen. Für eine abschliessende Bewertung der Resultate wären weitere archäologische Untersuchungen am Objekt nötig.