Zeitschrift, Mittelalter 2025/1

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Beschreibung

Manuel Zürcher: Die Burgruine Friesenberg in Zürich-Wiedikon Bauarchäologie und die Geschichte einer Ruinenkonservierung

René Kill: Burg Dorneck SO. Beobachtung des sichtbaren Teils des Brunnens und Schätzung seiner Tiefe

 

Die Burgruine Friesenberg in Zürich-Wiedikon Bauarchäologie und die Geschichte einer Ruinenkonservierung

Die Burgruine Friesenberg am Osthang des Albis bei Zürich wurde in den Jahren 2025–2029 von Privatleuten ausgegraben und relativ frei neu aufgebaut. Eine Ansprache der ursprünglichen Gebäudefunktionen ist dadurch schwierig. Die Anlage war 35 x 30 m gross und erstreckte sich über drei mit Stützmauern gesicherte Terrassen. Der Zugang erfolgte wohl ursprünglich durch eine den Südhang sichernde Zwingeranlage. Bemerkenswert sind die zahlreichen, aus anstehendem Molassesandstein gefügten lagigen Quadermauern, teilweise bossiert mit Randschlag. Die Burg wurde wahrscheinlich um 1200 errichtet, 1218 wird sie in Quellen erwähnt. Sie war Sitz des stadtsässigen Ministerialengeschlechts der Mülner. Spätestens im 15. Jh. wurde sie aufgegeben. Aufgrund der exponierten Lage und des fehlenden Unterhalts war die rekonstruierte Ruine in den 1980er-Jahren bereits stark baufällig, die Sanierungen 1980 und 1995 waren zu wenig umfassend und konservierungstechnisch aus heutiger Sicht nicht objektgerecht. 2019 wurde die Anlage aufgrund der gravierenden Mauerschäden für die Öffentlichkeit gesperrt und es erfolgte eine gründliche Schadenskartierung. 2020/2021 wurde die Ruine einer ausführlichen Sanierung unterzogen. Diese Arbeiten wurden durch die Stadtarchäologie Zürich begleitet und es konnte festgestellt werden, dass in den meisten Fällen der mittelalterliche Mauerkern noch vorhanden war. Es wurde mit neuem Hartsandstein der Zustand von 1929 wieder hergestellt; die Bearbeitung der Steinoberflächen erfolgte nach historischem Vorbild. Eine kleine Ausgrabung auf einer nicht von der Altgrabung betroffenen Fläche im Jahr 2022 ergab, dass wohl kaum mehr archäologische Substanz auf der Burgruine vorhanden ist. Um neu auftretenden Schäden zeitnah vorzubeugen, liegt ein Unterhaltskonzept vor. Eine Infotafel mit den wichtigsten Eckdaten zur Geschichte der Burg soll die BesucherInnen dieses beliebten Ausflugsziels sensibilisieren.

 

Burg Dorneck SO. Beobachtung des sichtbaren Teils des Brunnens und Schätzung seiner Tiefe

Aufgrund der zu Beginn des 16. Jh. besonders schlechten Wasserversorgung auf Burg Dorneck wurde der Burgvogt im Januar 1545 damit beauftragt, den soeben mit Erfolg fertig erstellten Brunnen von Schloss Landskron (Haut-Rhin, F) zu besichtigen. Er sollte ausserdem die Geräte erwerben, die dort zum Bau des Brunnens verwendet worden waren, damit diese auf Dorneck wieder eingesetzt werden konnten. Der Aushub des Brunnens auf Burg Dorneck dauerte von 1545 bis April 1549.

Wie auf der Frönsburg (Bas-Rhin, F) und auf der Ramburg (Pfalz, D) scheint auf Dorneck der Brunnen in einer ehemaligen Filterzisterne angelegt worden zu sein, wodurch der Aushub des Brunnens um mehrere Meter reduziert werden konnte. Der Brunnendurchmesser beträgt 2.3 m und ist heute bis auf 3.25 m aufgefüllt.

Nachdem der Aushub abgeschlossen war, wurde nach oben hin eine zylinderförmige Backsteinmauer hochgezogen und die Zisternengrube bis aufs Brunneninnere mit Erde aufgefüllt. Der Brunnen war somit vom Hof her ebenerdig zugänglich. Als Burgeigentümer fürchtete der Solothurner Rat um die Stabilität des Werks und verlangte den Ersatz der Backsteine durch Quadersteine, was den Aushub des soeben aufgeschütteten Füllmaterials zur Folge gehabt hätte. Der Erhalt mehrerer strahlenförmig angeordneter und mit Kalkmörtel gebundener Backsteinreihen scheint darauf hinzuweisen, dass es nie zu diesem Vorhaben kam.

In den Archivtexten lassen sich keine genaue Angabe zur Brunnentiefe finden. Allgemein werden in der Literatur die von Chronist Franz Haffner 1666 aufgeführten ca. 85.50 Klafter übernommen. Zur Überprüfung dieser Zahl, wurden auf Grundlage eines 1658 gekauften Seils und einer Kette (insgesamt 50 Klafter, ca. 95 m) und einer 1695 gekauften Kette (45 Klafter, ca. 85.5 m) Rechnungen durchgeführt. Unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren, die im Zusammenhang mit der Art des Wasserholens stehen (Höhe der Windenachse, Anzahl Leerumdrehungen des Seils an der Winde, Verwendung einer Seil-Ketten-Kombination, Anzahl Schöpfeimer), erscheint uns nach heutigem Kenntnisstand, die wahrscheinlichste Tiefe 47.50 Klafter (ca. 90.25 m) zu betragen.

 

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