Zeitschrift, Mittelalter 2012/1

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Beschreibung

Christoph Reding: Burg und Schloss Brunegg – Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen

Heidemarie Hüster Plogmann: Tierreste aus dem ehemaligen Hauptturm von Schloss Brunegg

Peter Holzer und Gabi Meier: Schloss St. Andreas in Cham (Kt. Zug): Auswertung der Untersuchungen 2009/2010

 

e-periodica.ch/2012/1

 

Burg und Schloss Brunegg – Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen

Die Burg Brunegg wird in der 1. Hälfte des 13. Jh. auf dem östlichen Ausläufer des Kestenbergs erbaut. Sie war Sitz habsburgischer Dienstleute zur Verwaltung habsburgischen Eigengutes. Um 1270 erfolgt die urkundliche Erwähnung des Wernher dem Schenken von Brunegg, 1273 die Ersterwähnung der Burg. Die Kernburg war bei ihrer Gründung wahrscheinlich als Schildmauerburg konzipiert.

Im 14. Jh. ist die Burg im wechselnden Besitz von habsburg-österreichischen Dienstleuten. Um 1375 erleidet die Kernburg eine Teilzerstörung durch Brand.

Der nachfolgende Wiederaufbau führt mit dem Bau des Hauptturmes zu einer Verstärkung der Burg. Sie wird burgenbautypologisch zu einer Mischform aus einer Schildmauerburg und einer Kombination von Hauptturm und Palas umgewandelt. Bauherr war vermutlich Heinrich Gessler, der sich damit einen herrschaftlichen Sitz schafft.

Nach der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahre 1415 liegen die Berner mit den Gesslern im Streit um den Besitzstand. Die Burg ist bereits ab der 2. Hälfte des 15. Jh. baufällig. Ab 1473 geht sie als bernisches Lehen an die Familie der Segenser, welche die Anlage weiter zerfallen lassen.

1538 erfolgt die definitive Übernahme durch die Berner, welche Burg und Umschwung dem Landvogt von Lenzburg unterstellen. Brunegg sinkt damit vom Adels- bzw. Patriziersitz zum vorgeschobenen Posten des bernischen Hochwachtsystem mit angegliedertem Bauernbetrieb herab.

Ab 1555 erfolgen Sanierungsarbeiten an der Burg, konzentrierter aber um 1620–1622 aufgrund der Bedrohungen des 30-jährigen Krieges (1618–1648). Die Unterhaltsarbeiten der Bernerzeit beabsichtigen aber mehr den Erhalt der Anlage und weniger deren fortifikatorische oder repräsentative Aufwertung.

Nachdem die Burg bereits 1555 und 1627 vom Blitzschlag getroffen worden war, bringt 1664 ein weiteres Unwetter das im Hauptturm gelagerte Pulver zur Detonation, worauf dieser notdürftig geflickt werden muss. Offenbar erst 20 Jahre später stürzt dessen Nordwand sowie Teile des Zwischentraktes ein. Während der Hauptturm als Halbruine belassen wird, werden Palas und Zwischentrakt wieder hergerichtet.

Nach dem Fall des Ancien Régimes im Jahre 1798 verkauft der Kanton Aargau die Burg an einen Privaten, der die Anlage zur Krankenanstalt umbauen lässt. Der Hauptturm wird auf die Höhe des Wohnbaus abgetragen und die ganze Kernburg unter ein einheitliches Dach gebracht. Mit neuen Einbauten in der Kernburg, der Umgestaltung der Unterburg und der Errichtung von Gartenterrassen wird der Komfort erhöht.

Nachdem die Nutzung als Krankenanstalt misslingt, gelangen Burg und Umschwung an die Familie der Hünerwadel von Lenzburg. Mit dem Ausbau der Innenräume wird Brunegg zum Schloss. Seit der Mitte des 20. Jh. ist es im Besitz der Familie der von Salis, welche es seit 1993 sanieren lässt.

 

Tierreste aus dem ehemaligen Hauptturm von Schloss Brunegg AG

244 Speisereste von 1,8 kg geben einen Einblick in die Kost von Bauarbeitern, die in der 1. Hälfte des 13. Jh. damit beschäftigt waren, die Kernburg von Schloss Brunegg (AG) zu erstellen. Zur Hälfte handelte es sich um (geräucherte?) Speckseiten (Rippen) von Rindern und Schweinen, die in 10 bis 20 cm breite Streifen portioniert waren.

Neben diesen überproportional vertretenen Rinder- und Schweinerippen fanden sich anhand der erhalten gebliebenen Knochenfragmente unsystematische Hinweise auf alle Körperbereiche.

Keines der Tierreste weist jedoch auf den Verzehr von sehr alten Tieren. Damit deuten die genutzten Fleischportionen auf eine erstaunlich luxuriöse Ernährung, die auch den Verzehr von Hühnern – und in Einzelnachweisen – von Lachs, Schaf (oder Ziege) und Hase einbezieht.

Dennoch gibt es eindeutige Anzeichen von Fleisch zweiter Wahl: Ein Schweinshaxen weist auf den Verzehr von stark entzündetem Fleisch und auch der Oberarm einer jungen Katze (wenn sie denn zu den Speiseresten gezählt werden kann) ist nicht als erstklassiges Fleisch zu bewerten. Insgesamt mögen die Speisereste also mindere Fleischportionen einer herrschaftlichen Küche darstellen.

 

Schloss St. Andreas in Cham (Kt. Zug): Auswertung der Untersuchungen 2009/2010

Umbauten im Schloss St. Andreas in Cham (Kt. Zug) gaben der Kantonsarchäologie Zug 2009/2010 die Gelegenheit die Schlossanlage und die unmittelbare Umgebung in Teilen zu untersuchen. Unter der heutigen Umfassungsmauer fanden sich kleinste Reste einer älteren Mauer, die als Bauphase 1 noch in die Zeit vor dem 12. Jh. datiert werden muss. Die jüngst verworfene These, dass der in einer Urkunde aus dem Jahr 858 n. Chr. erwähnte Hof „Cham“ an Stelle des heutigen Schlosses lag, ist in Anbetracht der hier gemachten Befunde wieder aufzugreifen. In Bauphase 2 wurde die Burg errichtet, deren Mantelmauer im heutigen Schloss noch bis zu 12,05 m hoch erhalten ist. Ein Sondierschnitt ausserhalb des Schlosses zeigte, dass die Anlage zusätzlich mit Wall und Graben gesichert war.

Im Nordosten des Burghofs war ein rechteckiges Steingebäude mit der Mantelmauer im Verband errichtet worden. Holzkohleproben aus dem Mauermörtel verweisen auf eine Datierung der Mantelmauerburg, in den Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des 11. und dem ersten Drittel des 13. Jh.

Die bestehende Anlage wurde in Bauphase 3 um ein weiteres Steingebäude im Osten ergänzt. Im 13./14. Jh. war um die Burg eine stadtartige Siedlung entstanden, welcher Kaiser Karl IV. 1360 das Marktrecht und das Recht auf Bürgeraufnahme verlieh. St. Andreas wurde 1385/1386 während der Sempacherkriege von den Zugern und Schwyzern gestürmt.

1533 wurde die Anlage in Bauphase 4 unter Landvogt Heinrich Schönbrunner instand gestellt. In Bauphase 5 wurde das östliche Steingebäude in zwei Räume unterteilt, wobei der nördliche Raum mit Herdstelle und Ausgussvorrichtung offenbar als Küche genutzt wurde. Es ist zu vermuten das dieser Umbau unter Kaspar Brandenberg erfolgte, welcher das Schloss zwischen 1620 und 1671 ausbaute. Im 18. Jh. ging die Anlage an den Kartografen und Oberstleutnant Franz Fidel Landtwing, der den Burgwall ausplanieren und den Burggraben aufschütten liess. Schaden erlitt die Anlage während der Besetzung durch die Franzosen 1798. Der Ausbau zur heutigen Schlossanlage erfolgte 1908 in Bauphase 6 durch die Architekten Fred Page und Dagobert Keiser.