Geschichte

Der Schweizerische Burgenverein entstand 1927 als Schweizerische Vereinigung zur Erhaltung der Burgen und Ruinen. Gründungsmitglieder waren unter anderen der Jurist und Kunsthistoriker Erwin Poeschel sowie der Architekt Eugen Probst. Letzterer präsidierte die Vereinigung von 1927 bis 1955.

In einer Zeit, in der die institutionelle Denkmalpflege und Archäologie noch nicht existierten, verschrieb sich die Vereinigung dem Schutz des gebauten Erbes der Schweiz, besonders jenem von Burgen und Schlössern.

Im Gegensatz zu vergleichbaren Vereinigungen der damaligen Zeit stand der Burgenverein von Beginn an allen interessierten Kreisen offen.

Scuol GR, Schloss Tarasp, Illustration © bildebene.ch, Joe Rohrer, Luzern

Scuol GR, Schloss Tarasp, Illustration © bildebene.ch, Joe Rohrer, Luzern

Wissenschaftliche Ausrichtung des Vereins

Auf Eugen Probst folgte von 1955 bis 1972 Landesmuseumsdirektor Hugo Schneider im Präsidium. In seiner Amtszeit vollzog sich der Wandel zur wissenschaftlichen Ausrichtung des Vereins.

Aus ersten Ansätzen in den 1930er- und 1940er-Jahren begann sich die Burgenarchäologie als eigener Forschungszweig zu etablieren. Mitglieder des Vorstands, namentlich Hugo Schneider und Hans Erb, verhalfen ihr mit eigenen Arbeiten zum Durchbruch.

Allerdings nahmen die Kosten für die fachgerechte Erforschung und Restaurierung der Burgen und Schlösser Dimensionen an, denen der Verein nicht mehr gewachsen war. Er beschränkte sich deshalb mehr und mehr darauf, Restaurierungen mit Gutachten und Beratungen zu begleiten.

Von den Burgen zur Kulturgeschichte des Mittelalters

Ab den 1970er-Jahren übernahmen die neu entstandenen Kantonsarchäologien und die kantonalen Denkmalpflegen die Aufgabe der Erhaltung und Erforschung mittelalterlicher Wehrbauten.

Unter dem Präsidium des Burgenforschers Werner Meyer konzentrierte sich der Schweizerische Burgenverein daher in den Jahren 1972 bis 1997 zunehmend auf die wissenschaftlichen Publikationen, die bis 1995 neben den «Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins» und ab 1996 der Zeitschrift «Mittelalter – Moyen Age – Medioevo – Temp Medieval» ab 1974 auch die vielbeachtete Buchreihe «Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters» umfasst.

Seit 1975 ist der Schweizerische Burgenverein Mitglied der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW).

Lag der Schwerpunkt der Tätigkeiten lange auf den mittelalterlichen Wehrbauten, entwickelte er sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigen Organ für die wissenschaftliche Erforschung des Mittelalters und der frühen Neuzeit in der Schweiz.

Untervaz GR, Burgruine Rappenstein © bildebene.ch, Joe Rohrer, Luzern

Untervaz GR, Burgruine Rappenstein © bildebene.ch, Joe Rohrer, Luzern

Lausanne VD, Château Saint-Maire, © Rémy Gindroz

Lausanne VD, Château Saint-Maire, © Rémy Gindroz

Öffentlichkeitsarbeit - wichtiger denn je!

Unter Heinrich Boxler, Vorsitzender von 1997 bis 2003, und Renata Windler, Präsidentin von 2003 bis 2014, rückten der wissenschaftliche Erfahrungsaustausch und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Erforschung und Bewahrung des mittelalterlichen Kulturguts noch stärker in den Vordergrund.

Regelmässig werden unter fachkundiger Leitung Exkursionen durchgeführt und Vorträge veranstaltet. Sie begeistern ein breites Publikum. Renata Windler war es auch, die den Burgenverein mit einer eigenen Webseite in das digitale Zeitalter überführt hat.

An der Generalversammlung 2014 wurde Daniel Gutscher zum Präsidenten gewählt. Er führt die hervorragende Arbeit seiner Vorgänger weiter und ist darum besorgt, dass der Schweizerische Burgenverein sich auch in Zukunft mit grossem Engagement für die Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters einsetzen kann.

Die Kultur ist in letzter Zeit mehr und mehr unter Druck gekommen. Umso wichtiger ist der Einsatz des 95-jährigen Vereins.