Zeitschrift, Mittelalter 2010/4

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Beschreibung

Peter Kurzmann: Der Alchemist auf Burg Forstegg

Stefan Lehmann: Überlegungen zu den Sax und dem Johanniterorden zwischen Misox und Tessin

 

e-periodica.ch/2010/4

 

Der Alchemist auf Burg Forstegg

Im Schweizerischen Nationalmuseum wird unter der Inventar-Nummer AG 2668 ein bisher ungedeutetes eisernes Werkzeug in der Form eines langgezogenen Y aufbewahrt. Der lange, in eine Spitze auslaufende Teil besitzt einen dreieckigen Querschnitt und ist mit eingravierten, zweifellos alchemistischen Zeichen bedeckt.

Eine Schriftquelle aus dem 18. Jh. beschreibt, dass das Teil im Jahre 1707 vom damaligen Oberamtmann der Herrschaft Hohensax, Dr. Johann Heinrich Wolf, zusammen mit anderem eisernen Gerät in der Burg Forstegg (damals Forsteck) ausgegraben wurde.

Burg Forstegg gehörte den Freiherren von Hohensax, und unter den Vertretern dieses bedeutenden schweizerischen Adelsgeschlechts kommt als früherer Eigentümer des Teiles nur der hoch gebildete, dem reformierten kalvinistischen Glauben anhängende Johann Philipp von Hohensax (1553–1596) in Frage.

Er studierte alte Sprachen, Medizin, Geschichte, Philosophie und Recht in Genf, Heidelberg, Paris und Oxford, wo er den Titel eines magister artium erwarb. Er war als hoher Diplomat und Militär in kurpfälzischen und nassauischen Diensten tätig.

1594 nahm er seinen Wohnsitz auf Burg Forstegg. Es ist gut vorstellbar, dass er sich hier mit alchemistischen Studien befasste und ein Laboratorium besass. Im Jahre 1596 wurde er im Zusammenhang mit Erbstreitigkeiten von einem Neffen aus der katholischen Linie der Familie im Gasthaus Löwen in Salez ermordet.

Das eiserne Gerät wird als Schüreisen gedeutet, wie es in alchemistischen Laboratorien in Gebrauch war. Allerdings wird man es wegen seiner aufwändigen Anfertigung und Dekoration der Gruppe der alchemistischen Prunkgeräte zuweisen müssen, die weniger dem üblichen Gebrauch, sondern mehr der Repräsentation dienten und die aus dem Umfeld adliger oder vermögender Alchemisten bekannt sind.

Im vorliegenden Falle erlauben Art, Dekor und Kontext eine Datierung des Teiles in das 16. Jh.. Die alchemistischen Zeichen können als eine Aufzählung alchemistischer Begriffe gedeutet werden, die ohne erkennbaren Zusammenhang auf dem Teil angebracht wurden – eben nur zu Dekorationszwecken. Sie sind zum Teil nicht zu deuten, was sicherlich auf die bekannte  Geheimniskrämerei der Alchemisten zurückzuführen ist.

 

Überlegungen zu den Sax und dem Johanniterorden zwischen Misox und Tessin

Die Anwesenheit im Tessin und im Misox des Johanniterordens hat verschiedene Spuren in den Schriftquellen und an den Architekturelementen hinterlassen. Bislang fehlte aber eine neuere Analyse. Dies vielleicht im Zusammenhang mit der zeitlichen und sprachlichen Streuung der Hinweise, die zudem in verschiedene Publikationsformen erschienen sind.

Der vorliegende Beitrag fasst alle bekannten Spuren und unpubliziertes Material zusammen und legt auf drei Aspekte ein besonderes Augenmerk. Zunächst wurde die Rolle der Sax im Zusammenhang mit ihrer finanziellen und persönlichen Unterstützung des Ordens und im weitesten Sinne den Kampf gegen die Ungläubigen beleuchtet.

Zweitens fiel die verwendete Symbolik im Untersuchungsgebiet auf, da möglicherweise neben der klassischen Malteserkreuze auch eine Wechselwirkung mit übergrossen Tatzenkreuze besteht. Schliesslich kam noch die auffällige Verbreitung der Quellen- und Materialnachweise, die nie Deckungsgleich erscheinen, zu Wort.