von Daniel Gutscher
Der 1670/71 erfolgte Einbau der Kirche in die mittelalterliche Burg hat die Ringgenberger Anlage zu einem der reizvollsten Ensembles und die evang.-ref. Kirchgemeinde zur "Burgherrin" werden lassen. Da die letzte umfassendere Sanierung am Burgmauerwerk in den Jahren 1946–49 erfolgte, ist es wenig erstaunlich, dass jetzt Konservierungsarbeiten in grösserem Umfang anstanden: An vielen Stellen war der Mörtel dermassen ausgewittert, dass akuter Steinschlag bestand. Die Konservierungsarbeiten erfolgten nach bauarchäologischer Untersuchung in der warmen Jahreszeit 2006 und 2007. Der Einbau einer Treppenanlage im Turminnern macht die Ruine auch für einen breiten Kreis von Interessierten attraktiver. Die Arbeiten wurden im wesentlichen unterstützt durch Bund, Kanton, Lotteriefonds, Kirchgemeinde und viele weitere öffentliche und private Sponsoren.
Zu den wichtigen neuen Erkenntnissen gehören die Feststellung, dass die Anlage von Anfang an, d.h. um 1240, dem späteren Grundriss entsprach und um 1300 eine Ausbauphase erlebte. Diese brachte im Turm den Festsaal, der einziger nutzbarer Raum im Gebäude war. Typologisch scheidet der Turm damit als Wohnturm aus und gehört in die Gruppe der Nachfolgebauten des Donjons von Thun, der Säle mit turmartigem Unterbau und direkter äusserer Erschliessung. Die Rekonstruktion einer umlaufenden Galerie liefert einen über den lokalen Befund hinaus interessanten Beitrag zur Ausstattung der Festsäle auf Burgen. Von besonderer Bedeutung schliesslich sind die Befunde der Nischen an der Aussenfassade und die Überlegungen zu deren möglichen ‚Inszenierung’ im Rahmen einer der Falkenjagd.
Mittelalter – Moyen Age –
Medioevo – Temp medieval,
Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 13. Jahrgang 2008, Heft 1, 1 - 12.